Mit dem Wohnmobil auf die Kanaren Teil 7

07. La Gomera – Teil I – von San Sebastian bis zur Ermita San Isidro bei Alajero
La Gomera ist mit einer Fläche von 378 km² die zweitkleinste Insel der Kanaren. Zum Vergleich: Der Bodensee hat 536 km² und Rügen 926 km². Genau im Zentrum der fast kreisrunden Insel erhebt sich der höchste Berg, der 1.484 m hohe Garajonay. Im Gegensatz zu Teneriffa und La Palma liegt der letzte Vulkanausbruch schon sehr lange zurück. Daher ist La Gomera die am meisten erodierte Kanareninsel, aber auch die grünste mit sehr ursprünglichen feuchten Wäldern aus Lorbeerbäumen und Baumheide. Das liegt daran, dass der höhere Teil der Insel oft von feuchter Luft und Passatwolken umgeben ist. Dort oben kann es regnen, stürmen und sehr kalt werden, während an der Küste die Sonne scheint. In einsamen Buchten und Schluchten (Barrancos) liegen zwischen Terrassenfeldern verträumte Dörfer, und an den Küsten viele kleine Strände mit dunklem Sand oder mit schwarzen Steinen. Die Überfahrt von Los Christianos nach San Sebastian de la Gomera verlief ruhig. Die Vorfreude auf die kleine, grüne und idyllische Insel mit vielen Palmen war groß. Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, war es nie ein Thema für uns, La Gomera zu besuchen, doch die begeistert klingenden SMS von Almut und Wolf haben uns letztendlich sehr neugierig gemacht. Kartenmaterial und Reiseführer hatten wir demzufolge nicht, aber das ADAC TourSet mit einer oberflächlichen Beschreibung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel war besser als gar nichts.
Gegen 16 Uhr kamen wir im Hafen von San Sebastian de La Gomera an. Der Kontrast zu Teneriffa ist enorm. Das sieht man schon daran, dass La Gomera keinen internationalen Flughafen hat. Die Touristen reisen wie wir per Fähre an. Daher gibt es hier auch keinen Massentourismus. In der Inselhauptstadt San Sebastian mit gerademal rund 8.000 Ein-wohnern herrschen kanarische Architektur und dörfliche Atmosphäre vor. An der Plaza des Las Américas sowie an der Plaza de la Constitución wachsen riesige Lorbeerbäume. Älteste Bauwerke der Stadt sind der Wehrturm Torre del Conde und das Zollhaus (beide 15 Jh.). Die Kirche Nuestra Senora de la Asunción erlebte mehrere Zerstörungen durch Piratenangriffe und Feuer.
Gleich nach der Ankunft fuhren wir zur Strandpromenade, wo wir an einer Dusche Wasser fassten. Und dann dauerte es keine Viertelstunde, bis Almut und Wolf mit ihrem Bimobil erschienen und hinter uns einparkten. Sie waren auf der anderen Seite der Insel und sind eigens zu unserer Begrüßung hierher gefahren. Naja, vielleicht auch wegen des Brotes und des Päckchens, das wir für Almut dabei hatten. Natürlich gab es gleich viel zu erzählen und Tipps entgegenzunehmen, denn Almut und Wolf kannten schöne und ruhige Übernachtungstipps und Wasserstellen. Am Abend saßen wir dann noch bis fast Mitternacht gemütlich in der Hecksitzgruppe des Bimobils von Almut und Wolf. Direkt an der Strandpromenade wie Almut und Wolf haben wir nicht übernachtet. Wir suchten einen ruhigen und nahezu leeren Parkplatz in der Nähe auf. Hier war es ruhiger als an der Strandpromenade, wo doch auch bei Nacht hin und wieder ein Auto entlang fährt.
GPS Daten ÜPl San Sebastian de la Gomera: N 28°05.339’ W 17°06.763’
Nach einer ruhigen Nacht wollten wir die Stadt erkunden, wobei wir uns den ersten Eindruck von oben verschafften. Wir fuhren zum über der Stadt liegenden Parador Touristik, von dem aus man eine unschlagbar gute Aussicht hat auf die Stadt und ins bergige Hinterland.
Zurück in der Stadt stellten wir unser WoMo ab und machten zu Fuß weiter. Wir suchten nach einem Locutorio, in dem wir endlich mal wieder Zugang zum Internet hatten. Danach lockte mich wie immer der Hafen mit seinen Booten und Schiffen. Auch von hier aus konnte sich die Stadt mit ihrem dunklen Sandstrand durchaus sehen lassen. Abends revanchierten sich dann Almut und Wolf mit einem Gegenbesuch. Dieses Mal fand also der Hecksitzgruppentreff in unserem Bimobil statt. Unter Reisenden wird es einem nie langweilig, man kann über die ganze Welt reden. Reiseerlebnisse und Fernweh bieten immer Gesprächs- und Gott sei Dank keinen Zündstoff wie viele andere Themen (z.B. Politik, Fußball usw.). Die Nacht war ruhig aber zu kurz, weil das WoMo von einem starken Wind kräftig durchgeschaukelt wurde, was unseren Schlaf beeinträchtigte.
Gegen 12 Uhr verabschiedeten sich Almut und Wolf von uns, sie wollten noch einige Wanderungen auf der Insel machen. Wir blieben noch in San Sebastian, weil uns die Stadt mit ihren guten Versorgungsmöglichkeiten gefiel, und weil uns die Ruhe gut tat. Ohne Stress und Hektik spazierten wir durch die Stadt. Beim Bummel durch die Stadt gab es immer wieder fotogene Gassen und Winkel zu entdecken. Anschließend nutzten wir für zwei Euro einen WiFi Zugang des Minimarkets der Marina und gingen, am Straßenrand stehend, vom WoMo aus ins Internet. Das Netz schwankte zwischen zwei und drei Feldstärken, so dass wir dabei mehr Frust als Lust empfanden. Übernachtet haben wir wiederum auf dem erwähnten ruhigen Parkplatz.
Auch heute kamen wir wieder nicht los von San Sebastian. Die Sonne verführte uns zu einem ausgiebigen Stadtbummel, und ich nutzte die Gelegenheit, mir einen neuen Haarschnitt verpassen zu lassen. Zu unserer Freude entdeckten wir in der Calle Real No 76 die Lavanderia HECU, in der wir zwei Säcke Wäsche abgaben, die wir bei Einbruch der Dunkelheit wieder abholen konnten. Die Nacht verbrachten wir erneut auf „unserem“ Parkplatz. Mit frisch gewaschener Wäsche, einem neuen Haarschnitt und mit einem vollen Wassertank beschlossen wir heute, San Sebastian zu verlassen und endlich La Gomera zu erobern. Auf der TF-713 rollten wir Richtung Playa de Santiago.
Allzu schnell kamen allerdings nicht voran, weil wir immer wieder wegen der tollen Ausblicke anhalten und manchmal sogar zurücklaufen mussten, um die Szenerie mit der Kamera einzufangen. Leider scheint sich die Sonne in den letzten Tagen etwas verausgabt zu haben, denn heute machte sie sich wirklich rar. Aber auch ohne Sonne ist die Aussicht von den verschiedenen Parkbuchten und Miradores in die zerklüftete Landschaft und in die tief eingeschnittenen Buchten (Barrancos) äußerst imposant. Mittlerweile sind wir an der Abzweigung zu unserem Zielort Playa de Santiago angekommen. Für uns bedeutete das eine kurvenreiche Abfahrt hinunter an die Küste, was aber kein Problem war, weil die Beschaffenheit der Straßen weit besser ist als auf Teneriffa.
Der kleine Ort Playa de Santiago zählt nur rund 650 Einwohner, die in verschiedenen durch Felszungen getrennten Ortsteilen (Playa, Laguna und Tecina) leben. Dort angekommen, steuerten wir einen einsam gelegenen Strand hinter Tecina an, der gut für eine oder mehrere Übernachtungen geeignet ist, denn eine Wasserzapfstelle und ein Grillplatz sind vorhanden.
Hier die GPS-Daten: N 28°02.066‘ W 17°11.044‘
Dort trafen wir uns bekannte Gesichter. Ein junges Ehepaar mit Baby aus Berlin, Typ Aussteiger, das mit uns auf der Fähre von Portimao nach Teneriffa war, hat hier am Strand die seit ihrer Ankunft vergangene Zeit im WoMo verbracht. Nach einem kurzen Gespräch fuhren wir weiter, um den Playa de Santiago in Augenschein zu nehmen. Kurz danach stehen plötzlich Almut und Wolf, die mit doppelter Langsamkeit reisen, vor uns. Wir fuhren gemeinsam hinunter in den Ort und unterhielten uns kurz auf einem Parkplatz und verabredeten uns zum Übernachten an der Ermita de San Isidro. Sabine erklärt wo es lang geht. Wir hingegen schauten uns noch etwas in Playa de Santiago um, was angesichts des trüben Wetters mit einem Spaziergang zum kleinen Hafen schnell erledigt war.
Über den kleinen, aber sehenswerten Flughafen von La Gomera fuhren wir zur einsam und ruhig auf einem Hügel bei Alajero gelegenen Ermita San Isidro. Gleich nach der Ankunft hetzten wir den steilen Weg zur Ermita hoch, weil sich ein Sonnenuntergang ankündigte, den wir dort oben erleben wollten. Doch unsere Anstrengungen waren vergebens, denn die Sonne versank nicht glutrot im Meer, sondern blass gelb in einem schwarzen Wolkenband. Inzwischen sind auch Almut und Wolf eingetrudelt, mit denen wir wiederum einen unterhaltsamen Abend verbracht haben. Die Nacht am Fuße der Ermita war angenehm ruhig. Das war gut für Sabines Tatendrang. Als sie das Heki über dem Alkoven öffnete und unsere verschmutzten Solarpaneele sah, konnte sie nicht anders, als diese zu reinigen. Und das bei schönstem Sonnenschein.
GPS Daten vom ÜPl Ermita San Isidro bei Alajero: N 28°03.340‘ W 17°14.473‘
So etwas wirkt offensichtlich ansteckend. Auch Almut wollte nun ihre Solarpaneele reinigen. In Ermangelung einer Heckleiter am Bimobil stellten wir unsere WoMos ganz dicht zusammen, damit Almut über unser Alkovendach rüber auf ihr Dach steigen und ihre Arbeit verrichten konnte. Danach trennten wir uns erneut. Wir fuhren wieder zurück nach Playa Santiago, wo wir mit großem Appetit ankamen. Lust zum Kochen hatten wir nicht, zumal die Bordküche nicht viel her gab. Wir entschieden uns für das nette, kleine Lokal – La Cuevita – , das uns mit seinen Essensdüften zum Einkehren verführte. Obwohl wir nicht die Fischliebhaber sind, bestellten wir frisches Thunfischfiletsteak in einer Kräutermarinade gegrillt und wurden nicht enttäuscht. Auch Angela Merkel ist hier schon eingekehrt, was in einem Fotoalbum dokumentiert war. La Cuevita liegt direkt am Hafen, dem wir zwangsläufig nach dem Essen einen kleinen Besuch abstatteten, denn im Hafengelände haben wir unser WoMo geparkt.
Nachdem wir nun schon dort gegessen haben, wo auch Angie speiste, wollten wir auch das Hotel sehen, in dem unsere Bundeskanzlerin gerne zu Gast ist. Es handelt sich um das Vier Sterne Hotel Jardin Tecina mit Badelandschaft, Tennisplätzen und einen wunderschönen 18–Loch Golfplatz.
Wie die Presse auf den wiederholten Besuch unserer Bundeskanzlerin reagiert hat, kann man dem nachstehenden Artikel entnehmen.
Wochenblatt Online – Die Zeitung der Kanarischen Inseln –berichtet unter dem 23.04.2011 wörtlich (ungekürzte Version): Angela Merkel macht wieder einmal ungewollt Werbung für die Kanarischen Inseln. Mit ihrem Ehemann Joachim Sauer verbringt sie zum dritten Mal in vier Jahren einen Urlaub auf La Gomera. Frau Merkel hat offensichtlich eine Vorliebe für diese kleine Kanareninsel und Wanderungen durch ihre Bergwelt mit Blick auf den Atlantik. Verständlich, denn die herrliche Natur La Gomeras hat wirklich einen besonderen Reiz. Die deutsche Bundeskanzlerin kam über den Südflughafen von Teneriffa auf die Inseln und nahm anschließend die Fred.Olsen-Fähre Benchijigua Express nach La Gomera. Die Anreise der Kanzlerin und ihres Ehmanns verlief äußerst diskret. Im Fond eines Geländewagens gingen sie an Bord der Fähre, wo sie in einem für VIP-Passagiere abgetrennten Bereich untergebracht wurden. Den übrigen Passagieren fiel zunächst lediglich die ungewöhnlich starke Polizeipräsenz auf. Die Lokalpresse berichtete, dass das Ehepaar Merkel-Sauer von acht Bodyguards begleitet wurde. Fast ebenso unbemerkt wie die deutsche CDU-Politikerin an Bord der Fähre gegangen war, verließ sie das Schiff im Hafen von San Sebastián wieder und checkte wenig später im Viersternehotel Jardín Tecina in Playa Santiago ein, das sie von früheren Urlaubsaufenthalten gut kennt. Seinen rein privaten Osterurlaub auf der Kanareninsel wird das wanderbegeisterte Paar wieder zu Touren in der herrlichen Natur La Gomeras nutzen. (Zitat Ende)
So ging auch dieser Tag langsam zur Neige. Am Strand fassten wir noch Wasser, und dann fuhren wir zum Schlafen wieder zur einsam gelegenen Ermita de San Isidro, die uns schon von weitem begrüßte.
Gleich nach der Ankunft auf unserem Platz eilten wir zur Ermita hoch, weil uns die gute Fernsicht lockte. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Blick reichte bis zum weit entfernten Teide. Und die in einem dunklen Wolkenband verschwindende Sonne bot ein zusätzliches Naturschauspiel. Dieses war der erste Teil von La Gomera. Im zweiten Teil geht’s weiter. Wenn Sie wissen wollen wie, schauen Sie einfach mal wieder rein bei Rolf und Sabine unterwegs.