Zündfunke, 29.03.15

Liebe Schwestern und Brüder!
Heute ist Palmsonntag. Palmsonntag heißt dieser Sonntag vor Ostern, weil er an Jesu Einzug in Jerusalem erinnert. Die Menschen jubelten Jesus zu und waren ganz begeistert von ihm, als er auf einem Esel in die Stadt ritt. Sie schlugen Zweige von den Bäumen und winkten Jesus damit zu. Deshalb Palmsonntag. Dabei war das Ganze ein grandioses Missverständnis, denn sie waren deshalb so von Jesus begeistert, weil sie dachten: Hier kommt der neue König, der das Land von den Römern befreit, der die verhasste Besatzungsmacht, die alle loshaben wollen, aus dem Land wirft. Ein paar Tage später stand Jesus dann vor ihnen, in Ketten, ausgepeitscht von eben diesen Römern, mit einer Dornenkrone auf dem Kopf. Allen, die ihn sahen, war klar: Der wirft garantiert niemanden aus dem Land. Die Hoffnung, die sie in Jesus gesetzt hatten, konnten sie begraben. Enttäuscht und wütend riefen sie jetzt statt „Hosianna“ „Kreuzigt ihn“. Jesus hatte ihre Erwartungen nicht erfüllt… wieder einmal, denn dass Jesus anders ist, als es Menschen von ihm erwarten, das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Da schimpften die Jünger eine Frau aus, weil sie teures Öl über Jesu Füße goss. Sie waren sich ganz sicher: Jesus hätte es viel besser gefunden, das Öl zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben. Schließlich hatte er es doch immer so mit den Armen. Aber Jesus sagt: „Lasst die Frau in Ruhe, sie hat das richtige getan“. – Oder: da regt sich Martha furchtbar über ihre Schwester Maria auf, die faul da sitzt und Jesus einfach zuhört, während Martha in der Küche schuftet, um Jesus was Schönes zu kochen. „Nun sag ihr doch endlich, dass sie mir helfen soll“, fährt Martha Jesus an. Aber der antwortet: „Du machst Dir einen Haufen Arbeit, aber es wäre viel besser, du würdest mir zuhören, wie das Maria tut“. – „Ich bin bereit, mit dir zu sterben“, sagte Petrus und dachte, Jesus müsste schwer beeindruckt sein von so viel Mut und Zuneigung. Aber Jesus sagt: „Nein, Du bist nicht bereit, mit mir zu sterben, du machst dir selbst etwas vor.“ Damit hatte Petrus nicht gerechnet. – Aber es kam so: Petrus versagte kläglich und ließ Jesus im Stich. Er rechnete nicht im Traum damit, dass Jesus jemals wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Doch auch da täuschte er sich: Der auferstandene Jesus machte ihn, den Versager, zu einem seiner wichtigsten Mitarbeiter. Jesus ist anders, als wir es von ihm erwarten. Ich glaube, auf zweierlei Weise: er ist ehrlicher und großzügiger, als wir meinen.

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