Zündfunke, 06.01.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Heute ist Dreikönig, verehrte Schwestern und Brüder, oder wie man hier in Spanien zu sagen pflegt: Los Reyes de Magos. Bereits gestern Abend sind sie hier bei uns in Puerto de la Cruz festlich empfangen worden und auch in vielen anderen Orten wurde und werden sie in diesen Stunden gefeiert.
Wer allerdings in der Bibel nach den Heiligen Drei Königen sucht, wird enttäuscht. Finden lassen sich nämlich nur drei Weise aus dem Morgenland. Die wurden bei uns dann irgendwann im 3. Jahrhundert zu Königen und weitere 3. Jahrhunderte später tauchten dann erstmals die Namen dazu auf: Caspar, Melchior und Balthasar. Die historische Grundlage für diesen Feiertag ist also recht dünn, zumal nicht einmal die Zahl 3 biblisch überliefert ist. Es ist – wie gesagt – nur von Sterndeutern die Rede – aber weder Namen, noch Anzahl werden näher definiert.
Wieso aber wurden dann aus den Sterndeutern Könige und warum die Zahl drei? Könige wurden aus den Sterndeutern, weil man sagen wollte: Die Mächtigen der Welt kommen zusammen, um Jesus zu huldigen, sie machen sich klein vor einem neugeborenen Kind. Und die Zahl drei steht eigentlich für „von überall her“, denn damals kannte man erst drei Kontinente – Asien, Europa und Afrika – und jeder der drei Könige repräsentierte einen Kontinent. Deshalb war einer von ihnen auch immer ein Schwarzer, der aus Afrika eben. Was man also sagen wollte: Die Mächtigen aus aller Welt kommen zusammen und gehen vor einem wehrlosen Kind auf die Knie und vergessen darüber alle Feindseligkeiten und Kriege.
Das ist leider keine historische Tatsache, gerade ein Blick ins Heilige Land lehrt uns jeden Tag das Gegenteil. Sondern es ist ein Traum, eine Vision. Und wir Menschen brauchen Visionen, sie geben uns die Kraft, die Realitäten zu verändern. Mit der Vision von Friede und Gerechtigkeit kann ich mich gegen Unrecht und Gewalt wehren. Und es ist eine tolle Vision, die heute am Dreikönigstag gefeiert wird: Die Mächtigen der Welt fallen vor einem Kind in die Knie. Die, die es gewohnt sind, das man ihnen huldigt, huldigen einem Säugling armer Eltern, die Welt steht auf dem Kopf. Schade nur, dass dieser Feiertag – im Gegensatz zu hier – im deutschsprachigen Raum nicht mehr überall als gesetzlicher Feiertag begangen wird.

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