Zündfunke, 09.11.14

Einen wunderschönen Sonntag, liebe Schwestern und Brüder!
Kaum ein Tag ist in der deutschen Geschichte erinnerungsträchtiger, als der heutige 9. November:
9. November 1918: In Berlin endete das deutsche Kaiserreich und der Anfang der Republik wurde ausgerufen.9. November 1923: Ein gewisser Gefreiter namens Adolf Hitler inszeniert einen Putsch in München an der Feldherrenhalle.
9. November 1938: Die Reichspogromnacht, von den Nazis zynischer Weise „Reichskristallnacht“ genannt. Jüdische Geschäfte und Wohnungen und vor allem die Synagogen werden deutschlandweit geplündert und in Brand gesteckt, der Holocaust beginnt.
9. November 1989: Die Mauer fällt. Glückliche Menschen übersteigen die Berliner Mauer. Tränen der Freude hüben wie trüben. Es ist kaum zu fassen, wildfremde Menschen fallen sich um den Hals, ganz Deutschland im Freudentaumel, eine Stimmung größer noch wie beim Gewinn einer Fußball-WM.
Ich meine, er eignet sich gut als Gedenktag für uns Deutsche, dieser 9. November. Und weshalb? fragen Sie. Weil er für beides steht: Sowohl für glückliche Stunden, wie auch für Stunden, derer man sich nur schämen kann.
Der 9.November, der Tag des Mauerfalls, ist ein Symbol für eine geglückte friedliche Revolution von unten, worauf wir stolz sein und worüber wir uns freuen können.
Der 9. November, der Beginn der systematische Vernichtung von 6 Millionen Juden, ist aber für immer auch ein Tag der Scham für uns Deutsche. Fast alle Synagogen und jüdischen Friedhöfe wurden in dieser Nacht im Deutschen Reich niedergebrannt oder geschändet, jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert. Viele haben dabei teilnahmslos zugesehen oder zumindest nicht helfend eingegriffen. Ein paar Jahre später waren mehr als 6 Millionen jüdischer Menschen ermordet. Das haben wir nicht gewollt, sagten die einen – das haben wir nicht gewusst, die anderen.
Stolz sein und sich schämen, ist vielleicht ein bisschen viel für einen Tag. Aber so ist die Geschichte nun mal. An der Gedenkstätte für die die Opfer des Holocaust Yad Vashem in Jerusalem findet sich der Satz: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Erinnern wir uns an die glücklichen Stunden des 9. November 1989 und hören wir endlich auf, über die Folgen der Wiedervereinigung zu stöhnen. Erinnern wir uns aber auch an den 9. November 1938 und bleiben wir wachsam gegenüber jeglichem rassistischen Gedankengut, von welcher Seite auch immer.

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