Zündfunke, 13.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Gegen Sorgen und Angst, liebe Schwestern und Brüder, hat der amerikanische Autobauer Walter Chrysler vor fast hundert Jahren ein schlichtes und einfaches Rezept gefunden. Er hat jeden Tag seine Sorgen aufgeschrieben auf kleine Zettel und diese in eine kleine Schachtel auf seinen Schreibtisch gelegt. Damit hat er die Sorgenschachtel erfunden. Und wenn er dann die Zettel nach einigen Tagen wieder herausnahm und sie las, dann konnte er die meisten seiner Sorgen und Befürchtungen in den Papierkorb werfen. Denn sie hatten sich entweder von selbst erledigt, oder er hatte sie einfach schlicht und ergreifend vergessen.
So eine Sorgenschachtel bräuchte ich manchmal auch. Dann könnte ich umsetzen, was eines der Zauberworte unserer Zeit mir verspricht: ich könnte entsorgen, was mich bedrückt und was mich ärgert, was mich belastet und mir schlaflose Nächte bereitet. Aber meine Erfahrung ist: so leicht wie der Hausmüll und das Altpapier lassen sich Sorgen nicht beseitigen. Vieles kann ich nicht entsorgen, weil ich es nicht wirklich losbekomme. Oft kommt dann zu unpassender Zeit mit umso größerer Wucht zurück, was ich unterdrücken und vergessen wollte. Die Sorgenschachtel hilft leider nicht überall.
Aber wenn Sorgen und Ängste mich bedrücken, hilft es mir, wenn ich sie nicht allein zu tragen habe, wenn mir jemand hilft, die Last zu bewältigen. Jesus sagt einmal zu seinen Freunden: „Seht euch die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, die ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Ich bin also nicht allein, auch nicht allein mit meinen Sorgen und Problemen. Gott sorgt für mich. Das verstehe ich so: er hilft mir tragen, er macht mich stark, wenn ich Kraft brauche, er schickt mir Hilfe und Helfer. Wenn er sich um Blumen und Vögel kümmert, dann erst recht um mich. Ich kann meine Sorgen ansprechen, ich kann sie benennen und über sie reden. Ich bin nicht allein damit.
Aber die Sorgenschachtel will ich trotzdem nicht abschaffen. Weil sie mir hilft, meine Sorgen zu benennen und zu beschreiben. Und weil ich dabei lerne zu unterscheiden zwischen den Sorgen, für die ich wirklich einen brauche, der mit trägt und den anderen Sorgen, die sich nach ein paar Tagen erledigt haben.

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