Zündfunke, 17.02.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
An diesem Fasnachtsdienstag, liebe Schwestern und Brüder, dem eigentlich letzten tollen Tag mit dem die fünfte Jahreszeit zu Ende geht, heiße ich Sie herzlich willkommen zum Zündfunken. Meine Großmutter erzählte mir, wie sie und ihre Freunde in ihrer Jugendzeit an diesem Tag die letzten Bälle besucht haben. Selbstverständlich gut maskiert. Man wollte auf keinen Fall erkannt werden. Der Dienstag war dabei für sie der aufregendste Tag. Schließlich galt es um Mitternacht die Masken – sie nannte es Larven – abzunehmen und sein wahres Gesicht zu zeigen. Ein spannender Augenblick. Das Aha Erlebnis sei selten eine böse Überraschung gewesen. Eher ein freudiges Wiedererkennen. „Mensch, das bist ja du!“
Mensch das bist ja du. Da schwingt für mich ein wenig mit von etwas neu entdecken oder mit anderen Augen sehen können. Vielleicht die Chance, von einem festgefahren Bild Abschied zu nehmen. Plötzlich mehr oder anderes in jemand zu sehen.
Gleichzeitig ist es aufregend, für den, der die Maske abnimmt. Was passiert, wenn ich mich zeige, wie ich wirklich bin. Mich – ungeschützt und ungeschminkt den Blicken aussetze? Entlarvt werde. Entlarven – ein Wort, das eher unbehaglich klingt. Für mich schwingt dabei zunächst ertappt oder überführt mit, wie im Krimi. Das ist mit was Negativem verbunden. Andererseits ist Larve schlicht das lateinische Wort für Maske. Und wenn ich daran denke, dass aus einer Larve gar ein wunderschöner Schmetterling werden kann… dann schwingt in diesem Wort auch so was wie Verheißung mit. Die Verheißung, dass ich mich sehen lassen kann, so wie ich bin. Und wer wünscht sich das nicht?
Huub Oosterhuis, ein niederländischer Theologe und Dichter hat ein Gebet verfasst, in dem der Wunsch nach behutsamem Entlarvt-werden zum Ausdruck kommt:
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön.
Wer mich entlarvt hat, wird mich finden.
Ich hab Gesichter, mehr als zwei.
Augen, die tasten sich vor im Blinden.
Herzen aus Angst, die vor Angst vergehn.
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön.
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön.
Wer sich entlarvt sieht, wird gefunden
und wird ganz neu sich selbst verstehn,
wird leben, offen, unumwunden
und nirgends hin verloren gehn.
Leg mein Gesicht frei, mach mich schön. (Huub Oosterhuis)

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