Zündfunke, 19.02.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Von Madeleine Delbrel, verehrte Hörerinnen und Hörer, einer tief gläubigen Schriftstellerin stammt folgender Text:
Lasst euch finden
Geht in euren Tag hinaus ohne vorgefasste Ideen,
ohne die Erwartung von Müdigkeit,ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn,
ohne Enthusiasmus,
ohne Bibliothek –
geht so auf die Begegnung mit ihm zu.
Brecht auf ohne Landkarte –
und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist,
und nicht erst am Ziel.
Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden,
sondern lasst euch von ihm finden
in der Armut eines banalen Lebens.
(Madeleine Delbrel)
Wenn das so einfach wäre, so unbedarft in den Tag zu gehen, war mein erster Gedanke. ..ohne Plan, ohne Erwartung von Müdigkeit… Der nächste: Aber schön wär`s!
Madeleine Delbrel mutet ihren Lesern etwas zu…und eröffnet zugleich neue Erfahrungsräume. Ihr mag ich diese Beherztheit gern abnehmen.
Madeleine Delbrel wurde 1904 geboren. Vor ihrem 10. Lebensjahr war ihre Familie schon 9 mal umgezogen. So musste sie schon im Kindesalter lernen ständig mit neuen Anforderungen umzugehen. Die atheistische Denkweise ihres Vaters und die Schrecken des ersten Weltkriegs lassen sie zunächst bekennende Atheistin werden bevor sie mit dem christlichen Glauben in Kontakt kommt und eine tiefe Gotteserfahrung macht. Sie wird Sozialarbeiterin und baut zusammen mit zwei Freundinnen in Ivry, einem Arbeitervorort von Paris eine Sozialstation auf. Die drei Frauen stoßen dort neben großer materieller Not auf geistige und geistliche Verarmung. Sie beschließen sich zusammen mit den Kommunisten für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Gleichzeitig wollen sie in diese atheistische Umgebung hinein das Evangelium verkünden. Schlicht und einfach dadurch, dass sie danach leben.
Madeleines Überzeugung ist, dass auch Gott sich nach dem Menschen sehnt. Dass er die Menschen sucht und sie in ihrem ganz alltäglichen Leben finden will. Mich berührt dieser Gedanke, dass auch Gott sich nach dem Menschen sehnt. Bleibt die Frage, ob ich mich von ihm finden lassen will?
Madleine Delbrel ermutigt mich dazu….und mehr noch, sie vertraut darauf, dass auch ich ihn finden kann, unterwegs in meinem ganz banalen Alltag.

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