Zündfunke, 19.11.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Vor ca. 800 Jahren ging eine Frau von der Wartburg den Weg hinunter nach Eisenach. Sie ging zu den Armen dieser Stadt. Sie hatte keine Scheu und keine Berührungsängste. Sie erkannte, dass das, was bei Hofe übrig war, noch sehr gut für viele reichte, die nichts oder nur ganz wenig hatten. Auch, wenn diese Entscheidung für sie nicht ganz einfach war, denn bei Hofe kam diese gute Tat gar nicht so gut an.
Die Legende erzählt, dass, als sich die Familie mal wieder über sie beschwerte, sich ihr Mann auf ihrem Weg zu den Armen in den Weg stellte, und sie aufforderte, ihren Korb zu öffnen. Als die Frau daraufhin das Tuch von ihrem Korb fortnahm, war der Korb voll mit lauter Rosen, Rosen, die dufteten und blühten.
Rosen sind nun mal die Blumen der Liebe – sogar in der Legende.
Wir befinden uns im Jahre 2014 und es gibt sie immer noch, diese Menschen wie Elisabeth, die sich auf den Weg machen, um das, was sie übrig haben, an die zu verteilen, die es brauchen können. Allerdings ist heute nicht nur bei Hofe immer so viel übrig, dass ein Mensch allein das alles gar nicht mehr in nur einem Korb transportieren kann. Das Verteilen ist eine Sache, eine zweite aber wäre, zu überlegen, ob wir denn das, was wir uns immer so in unseren Einkaufswagen im Supermarkt packen, auch wirklich brauchen. Obst und Gemüse aus allen Ländern der Welt und das ganze Jahr hindurch das gleiche Angebot – denn wir Menschen verzichten nur sehr ungern auf etwas, was wir mögen. Die ganze Kette der Zusammenhänge hier aufzuzeigen, würde den Rahmen dieser Gedanken sprengen, aber ich denke, sie haben mich bereits verstanden. Wenn wir nicht wirklich umdenken und uns beschränken, denn einschränken müssen wir uns dadurch sicher nicht – dann werden wir in Zukunft so viele Körbe für all die Armen in der Welt brauchen, so viele, dass wir sie nicht mehr tragen können.
Heute feiert die katholische Kirche den Namenstag der Heiligen Elisabeth von Thüringen; für mich ist das ein Tag, der mich anregt, über meinen Umgang mit Lebensmitteln nachzudenken, ein Tag, der mir auch wieder bewusst macht, dass es mir wirklich gut geht und ich meine freien Kapazitäten für die Armen hier und auf der ganzen Welt einsetzen muss – wenn ich ohne Bedauern mein Leben leben will.

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