Zündfunke, 23.01.15

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Im Garten neben dem Haus sitzt Jakob auf der Schaukel und murmelt vor sich hin: „Ich bin da. Du bist da. Wir beide sind da“. Er steigt herunter und hüpft auf einem Bein: „Ich bin da! Du bist da. Wir beide sind da“. Er setzt sich an die Hauswand und probiert still zu sitzen: „Und wenn ich gar nichts tue, einfach nur ganz still bin … Ich bin da. Du bist da. Wir beide sind da“. Jakob lächelt zufrieden: „Es stimmt immer“.
Jakobs Vater hat seinen Sohn eine Weile beobachtet. Dann spricht er ihn an: „Was sagst du denn da dauernd vor dich hin? Ist das ein neuer Auszählreim“? – „Nein“! sagt Jakob. „Das ist ein Gebet, das ich gerade erfunden hab. Weißt du, die Gebete im Kindergarten, die waren mir zu fad. Es sind immer dieselben. Und manche Sprüche passen nur zum Essen oder nur zum Aufwachen oder nur zum Schlafengehen. Ich aber habe ein Gebet erfunden, das immer passt. Soll ich’s dir sagen“? Jakobs Vater lehnt sich an die Hauswand: „Na gut, sag’s mir halt“!
Jakob setzt sich auf die Schaukel und beginnt: „Lieber Gott! Ich bin da. Du bist da. Wir beide sind da.“ – „Ja, schön. Und wie geht’s weiter“? fragt Jakobs Vater ungeduldig. „Gar nicht. Das war’s schon. Genügt doch auch, oder“? Jakobs Vater wird etwas verlegen: „Na ja, das klingt ein bisschen ungewohnt für mich…“ Doch Jakob unterbricht ihn: „Lieber Gott! – Wenn ich das sage, denkt sich der liebe Gott: Aha, der Jakob ruft mich. Da muss ich ihm zuhören. – Ich bin da. – Das ist klar, oder? – Du bist da. – Das bedeutet: Der liebe Gott ist da, nämlich immer, überall. So sagt das auch Mama.
Na, und wenn ich da bin und der liebe Gott da ist, dann sind wir beide zusammen da. Und das stimmt überall. Beim Spielen, beim Essen, beim Trommeln, beim Bilderbuchanschauen, überall. Ich hab’s ausprobiert“. – „So gesehen hast du natürlich ganz recht“, gibt Jakobs Vater zu. Jakob strahlt: „Dann gefällt dir also mein Gebet? Wenn es dir gefällt, dann kannst du’s haben. Ich schenk’s dir. Probier’s einfach aus“.
„Ich bin da. Du bist da. Wir beide sind da“.
Das möchte ich ihnen heute schenken.

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