Zündfunke, 23.03.15

Liebe Schwestern und Brüder!
„Ach hätte ich doch,………“
„Ach, hätte ich doch den Mund gehalten, dann hätte ich sie nicht so verletzt“! „Ach wär’ ich in der Schule nur fleißiger gewesen, dann hätte ich jetzt vielleicht einen besser bezahlten Job“! Hätte, könnte, würde, ja wenn ich, beinahe oder fast. Bedauern, Bereuen und Reue, das sind so tiefe wie urmenschliche Gefühle. Das Wort Reue stammt aus dem Germanischen und bedeutet ursprünglich: Kummer und Schmerz; seelischer Schmerz über das, was man getan hat, oder eben nicht getan hat.
Reue empfinde ich dann, wenn ich etwas falsch gemacht, mir oder anderen mit meinem Verhalten geschadet habe. Oder ich habe etwas, was ich hätte machen sollen, eben nicht gemacht, etwas Wichtiges versäumt. Reue ist etwas sehr Wichtiges und Wertvolles, etwas durchaus Notwendiges: nämlich die Voraussetzung dafür, dass ich wieder etwas gut machen kann. Reue ist und bleibt die Voraussetzung dafür, verzeihen zu können und sich wieder zu versöhnen.
Allerdings lässt sich Reue nicht verordnen. Reue ist freiwillig, sie muss aus mir selbst kommen. Und genau deshalb ist die Erziehung von Werten, Normen und Maßstäben so überaus wichtig, denn ohne diese vorgegebenen Normen können wir Menschen kein Reuegefühl entwickeln. Und ohne Reue ist keine Umkehr möglich.
In der Bibel finden wir wunderschöne Beispiele dafür, was Reue aus Menschen machen kann, eines davon ist das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Vater – oder vom verlorenen Sohn, wie man früher sagte. Der Sohn, der sein Erbe verprasste, aber von seinem Vater trotz alledem mit offenen Armen zu Hause empfangen wurde.
Um meine Seele sauber und rein zu halten, um mein tägliches Seelenbad zu nehmen, brauche ich das Bedauern- und Bereuenkönnen. Nur so kann ich mich als den Menschen annehmen, der eben nicht perfekt ist, der auch mal eine falsche Entscheidung trifft, der andere auch unwissentlich und unabsichtlich verletzt oder vor den Kopf stößt. Und nur so lerne ich aus meinen Fehlern und Schwächen ohne schlechtes Gewissen. Ich persönlich vertraue ganz fest darauf, dass mich diese Einstellung meinem Gott näher bringt, auch wenn ich ab und zu wieder einmal zwei Schritte zurückgehe und nur langsam vorwärtskomme.

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