Zündfunke, 30.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Auf dem Rummelplatz beginnt es zu dämmern. Ringsum dichtes Menschengedränge. Ein verwirrendes Spiel der vielen bunten Glühbirnen und Leuchtreklamen. Ohrenbetäubender Lärm. Den kleinen Jungen an der Hand seiner Mutter stört das alles nicht – im Gegenteil: er ist überwältigt von so viel Spektakel. Er weiß nicht, wohin er zuerst schauen soll. Seine Augen strahlen! Mama – schau dort; sieh mal hier; Mama – hör, dort drüben! Die Mutter kann der Begeisterung ihres Jungen kaum folgen.
Da verliert der Junge ganz plötzlich die Hand seiner Mutter. Das Kind erschrickt und zittert. Es weint und schreit nach seiner Mutter. Die Freude verwandelt sich in Angst. Der Rummel, die vielen Menschen werden auf einmal bedrohlich. Man sieht es dem verängstigten Gesicht des Jungen an: Er fühlt sich ausgeliefert, verloren.
Doch da ist sie wieder, die Hand der Mutter. Der Junge beruhigt sich und strahlt seine Mutter an. Alles ist wieder in Ordnung. Es kann ihm nichts mehr passieren. An der Hand genommen, fühlt er sich geborgen inmitten einer verwirrenden, lauten Welt.
Manchmal komme auch ich mir vor wie dieser kleine Junge – auf dem Rummelplatz meines Alltags. Wenn ich verstanden, geliebt und ernst genommen werde – werde ich mit vielem im Leben fertig; kann mir so schnell nichts passieren. Wo ich von Herzen sagen kann: Gut, dass es dich gibt; wo mir jemand anvertraut: Ich mag dich – da wird eben vieles im Leben leichter.
Wo diese Nähe aber fehlt – da wird es kalt, da fühle ich mich einsam, ausgeliefert, verloren. Eine Welt voller Probleme bricht über mich herein. Furcht, gar Lebensangst kann mich befallen.
In dieser Spannung muss jeder Mensch leben. Damit ich aber in dieser Spannung leben und sie aushalten kann – reicht Gott mir seine schützende Hand. Und er möchte, dass auch ich das tue.
Ich bin überzeugt davon: Wenn wir bei Menschen in guten Händen sind, dann sind wir bei Gott in den besten Händen. Dadurch wird das Leben erträglicher. Was uns tagtäglich bedroht, kann uns bei solch erlebten Hand-Kontakten nicht so schnell etwas anhaben.
Das gilt auch über die Jahre – für das zu Ende gehende Jahr und für das neue Jahr 2015.

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