Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Vieles im Leben wiederholt sich, liebe Schwestern und Brüder, und ist doch gleichzeitig immer anders. Das erleben wir auch an den ganz persönlichen Feiertagen eines Jahres. Ein solcher ist z.B. für Paare der Tag, mit dem sie den Beginn ihrer Liebesgeschichte verbinden oder auch ihren Hochzeitstag. Es ist ein Tag, an dem sie sich erinnern: An den ersten Kuss, die erste gemeinsame Nacht, an Verrücktheiten, die man begeht – und die man nur begeht, wenn man so richtig verknallt und verliebt ist. Es ist ein Tag, an dem sie ihr gemeinsames Leben feiern: Das Glück, welches sie miteinander haben. Was sie zusammenhält, was sie aufgebaut und erreicht oder eben manchmal auch nur mit großer Mühe durchgestanden haben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut so ein Haltepunkt im Alltag einer Beziehung tut. Wenn Zeit ist, auf das zu schauen, was trotz all der sonstigen Unterschiede verbindet und was miteinander gut geht.
Genauso wichtig sind diese Haltepunkte aber auch, um schwierige Themen miteinander anzusprechen: ungelöste Konflikte, unausgesprochene Ungereimtheiten. Oder auch Kränkungen, die nicht verziehen sind. Das alles ist oft noch viel schwerer. Hochzeitstage eignen sich dafür wohl kaum – wer käme auch auf eine solche Idee. Für mich sind diese Haltepunkte so, als würde ich für eine kleine Weile in ein Flugzeug steigen, abheben, umso aus einiger Entfernung und mit Abstand besser zu sehen, wie unsere Beziehungslandschaft aussieht. Je länger meine Frau und ich miteinander leben, desto wichtiger finde ich solche Haltepunkte. Gerade auch in schwierigen Zeiten. So besteht am ehesten die Möglichkeit, im so selbstverständlich gewordenen Alltag das im Blick zu behalten, was wir einander bedeuten und was wir miteinander leisten. Aus der Distanz kann ich dann auch leichter sehen, was wir eben nicht voneinander erwarten können und womit wir uns als Paar überfordern.
Wem solche festen Haltepunkte zur Beziehungspflege gut tun, der kann sie ja öfter vereinbaren – z.B. neben den festen Jahrestagen, die man jetzt zu Beginn des Jahres in seinen Kalender einträgt. Regelmäßige Termine erleichtern das dem ein oder der anderen. So bekommen Achtung und Wertschätzung auf diese Weise einen ganz festen Platz im oft turbulenten Alltag. Und falsche Erwartungen oder auch offene Rechnungen kann man so besser in den Griff bekommen.
Nicht dass Sie jetzt meinen, wir würden das immer so praktizieren. Oh nein – regelmäßig schaffen wir das – trotz aller guten Vorsätze – leider nicht. Aber vorstellen dazu könnte man sich z.B. einen Samstagabend. Oder immer am ersten Sonntag im Monat miteinander zum Essen gehen. Ein Versuch wär’s doch wert. Meinen Sie nicht?
Zündfunke, 10.01.15
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