Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir alle, die wir hier auf der Insel leben oder hier mehr oder weniger länger Urlaub machen, sind wohl mit dem Flugzeug nach Teneriffa gekommen. Den meisten macht das Fliegen inzwischen nichts mehr aus, wie sie mir gegenüber immer wieder versichern. Und doch gibt es immer noch Menschen, die mit äußerst gemischten Gefühlen ein Flugzeug besteigen. Ein klein wenig Angst oder Unbehagen kann es schon geben, wenn man den sprichwörtlichen Boden unter den Füßen verlässt. Wenn ich fliege, dann begeistert mich die Schönheit und die Harmonie der Natur, die vollen Farben, die Gipfel der Berge, oft schneebedeckt und die unendliche Weite des Meeres. Und natürlich die Wolken in ihren unterschiedlichen Formen und Erscheinungsweisen: mal ganz leicht und durchsichtig verspielt, dann wieder bedrohend und sich gewaltig auftürmend. Und über all den faszinierenden Wundern der Natur das gleißende Licht der Sonne. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es die Technik ist, die den Menschen die Wunder der Schöpfung so erleben lässt. Aber für mich ändert das nichts an der Tatsache, dass dieser gewaltige Eindruck auf Gottes Wirken zurückgeht.
Berthold Brecht schreibt in einem seiner Gedichte genau vom Gegenteil: Er meint nämlich, dass der Fortschritt von Naturwissenschaft und Technik Gott aus der Welt verdrängen wird. Für mich trifft diese Aussage Brechts auf keinen Fall zu. Für mich ist und bleibt Gott eine feste Größe in dieser Welt. Nur – ist er eben nicht mehr „nur“ der Lückenbüßer für alle für uns Menschen ungeklärten Fragen. Die Wissenschaft kann mir zwar meine Fragen beantworten – aber mein Staunen über die vielen Wunder der Schöpfung wird sie mir nicht wegnehmen. Es gibt ja bekanntlich immer wieder Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht nur mit dem Verstand begreifen können. Und da genau kommt für mich Gott ins Spiel. Da Gott über unsere Welt hinausreicht, kann er wissenschaftlich zwar nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden. Für mich ist nur wichtig, wie wir Menschen mit dieser offenen Frage umgehen, und ob wir mit Gott als dem Schöpfer der Welt und den Dingen rechnen – auch damit – dass er in unser jetziges Leben eingreift.
Dazu fällt mir ein, dass die Astronauten von Apollo 8 nun schon vor fast 50 Jahren unseren blauen Planeten am Horizont aufgehen sahen und spontan die ersten Sätze aus der Bibel zitierten: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.
Zündfunke, 19.01.15
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