Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie das, verehrte Schwestern und Brüder? Da ist auf einer Sitzung die Sache im Prinzip eigentlich schon geklärt, man atmet auf und durch und dann – dann meldet sich noch einer, der „etwas ungeheuer Wichtiges“ genau dazu zu sagen hat. Und dann noch einer und noch einer und alles zieht sich in die Länge. Die Anwesenden sind genervt und man erinnert sich an das alte Sitzungssprichwort: „Es ist zwar schon alles gesagt, aber eben nicht von allen.“
Ja, so manche Sitzungsbeiträge sind oft so etwas wie ein „Tanz der Eitelkeiten“. Da muss einer unbedingt zeigen, wie wichtig er ist und der andere muss unbedingt an den Mann bringen, was er alles weiß. Und wenn diese beiden, dann denkt sich der Dritte: Ich will auch mal im Mittelpunkt stehen, schließlich bin ich auch wer. Am Ende spürt man dann: Es geht gar nicht mehr um die Sache. Es herrscht Eitelkeit pur! Manchmal ist das regelrecht peinlich. Ja, ich habe schon erlebt, wie jemand sich in einer Konferenz mit unnötigen Redeergüssen breit gemacht hat – und jedes Mal haben die anderen einfach weiter gemacht, als ob der Betreffende gar nichts gesagt hätte.
Wer sich so künstlich aufbläst, der läuft eben Gefahr, dass die anderen ihn wie Luft behandeln. Und trotzdem stirbt deshalb die Eitelkeit nicht aus. Sie ist und bleibt eine menschliche Grundversuchung. Menschen, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, sind davon ganz besonders bedroht: Schauspieler, Politiker, Wirtschaftsleute und auch Personen der Kirche. Aber auch unter ganz normalen Leuten treibt die Eitelkeit ihr Spiel: Es kommt vor, dass jemand krampfhaft groß rauskommen will. Wer z.B. wie ein Pfau herumstolziert, will auffallen. Manche Zeitgenossen heischen förmlich danach dass sie bei den anderen ankommen und wundern sich dann, wenn sie ganz und gar nicht beklatscht werden. Sie merken gar nicht, wie aufgesetzt ihr Verhalten oft ist und dass sie durch diesen äußeren Schein nur allzu oft von dem ablenken, wie es in ihnen aussieht. Eitles Getue ist im Grunde genommen nur ein verzweifelter Schrei nach Anerkennung und Liebe.
Genau in dieser Erkenntnis liegt nun aber der Schlüssel, um entgegenzusteuern. Je stärker nämlich in einem Menschen die Gewissheit wird, dass er von Gott angenommen ist, so wie er ist, und dass er von ihm geliebt wird mit all seinen Macken und Unvollkommenheiten, desto mehr ruht er dann auch in Gott und in sich selbst. Wessen Identität aber solch tiefe Wurzeln hat, der hat Eitelkeit überhaupt nicht nötig. Außerdem hilft mitunter noch ein bisschen humorvolle Distanz zu sich selbst – wie sie z.B. ein Papst Johannes XXIII. pflegte. Er hat sich gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“ Und genau damit hat er wirkliche Größe gezeigt.
Zündfunke, 30.01.15
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