Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
„Draußen war es ein unsäglicher Abend. Ich ging. Ich ging in der Richtung einer Sehnsucht, die weiter nicht nennenswert ist, da sie doch, wir wissen es und lächeln, alljährlich wiederkommt, eine Sache der Jahreszeit, ein märzliches Heimweh nach neuen Menschen, denen man selber noch einmal neu wäre, so, dass es sich auf eine wohlige Weise lohnte, zu reden, zu denken über viele Dinge, ja sich zu begeistern“.Max Frisch schildert uns diese Gefühle in seinen Tagebüchern, die einen in dieser Jahreszeit und in diesem Jahr sogar auf Teneriffa wieder einholen. Die Zeit des Winters ist vorbei, die Welt verändert sich wieder. Und diese Stimmung äußert sich auch bei uns Menschen.
Die Natur beginnt jedes Jahr von neuem, sie beginnt von vorne. Wie gut und schön wäre es, wir Menschen könnten uns davon etwas abschauen und daraus lernen. Wie oft habe ich das Gefühl, auf ein bestimmtes Bild festgelegt zu sein, in einer ganz bestimmten Schublade zu stecken, und wie oft stecke ich andere in eine dieser Schubladen? Wie schön wäre es, wenn genau wir Menschen auch so ein unbeschriebenes Blatt sein könnten, mit der Chance zum Neubeginn, jedes Jahr. Wie schön wäre es, wenn echtes Interesse am Anderen bestünde, wenn man sich neu –und wissbegierig Fragen stellen ließe und Anderen Fragen stellte und dabei auf offene Ohren stieße? Vielleicht könnte man auf diese Art wirklich lernen, was im Leben wichtig ist und was mein eigenes Leben ausmacht. Womöglich würde ich dann am Anderen auch seine ehrlichen Sehnsüchte und Wünsche entdecken und mich gemeinsam mit ihm auf den Weg zum Leben begeben, froh und dankbar sein, dass ich all das, was ich erleben darf, mit jemanden teilen kann, jemanden an meiner Seite habe, der froh, glücklich und dankbar ist, dass sich mein weißes Blatt langsam zu färben beginnt.
Zündfunke, 07.03.15
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