Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Gestern hat sie also begonnen: die Zeit des Advents, die Einladung zum Anderssein. Jedes Jahr kommt diese Zeit und jedes Jahr kommt sie als Einladung für große und kleine Leute. In keiner Zeit des Jahres gibt es so was; dass man eingeladen wird zum Anderssein. So könnte man auch sagen: die Adventszeit ist die kalendarisch legitimierte Gelegenheit, wieder ein bisschen Kind zu sein. Also: Keine Angst davor. Das Kind in uns ist keine Gefahr. Es ist erstens ziemlich kleinlaut, weil wir es in aller Regel kaum zu Wort kommen lassen. Es ist es gar nicht gewohnt, überhaupt aus dem Versteck herauskommen zu dürfen; deshalb ist es schüchtern und ein bisschen lichtempfindlich. Aber es ist noch da. Bei jeder und jedem wohnt es tief drinnen – das Kind in der Frau und im Mann; das Kind, das gerne ein bisschen verzaubert werden will. Und in der Adventszeit darf das endlich sein, ohne dass es auffällt. Adventszeit ist Zauberzeit. Jetzt kommt das Verstecken und Versprechen, die ganze Geheimniskrämerei, dass wir was andeuten, ohne was zu verraten. Wir fragen dann: „Hast Du schon ein Geschenk für mich?“ und tun so als ob; wir haben und bewahren unsere Geheimnisse, wie große Kleinode. Es ist faszinierend, dass alle sich für andere was überlegen und gleichzeitig wissen, dass es die anderen womöglich genauso tun. Ja, diese Advents-, diese Zauberzeit ist faszinierend schön, wunderbar aufregend, einfach unglaublich. Mir scheint diese Zeit wirklich ein Geschenk des Himmels zu sein, eine zauberhafte Zeit zum Anderswerden.
Wie singen wir in einem altvertrauten Lied aus diesen Tagen? „Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud…“ Ja und diese Zeit ist gekommen, ohne dabei den Verdacht zu erregen, wir wären plötzlich ohne Verstand, nicht ganz bei Trost, sozusagen gefährlich von der Rolle. Es gilt jetzt, in dieses kollektive „Wünsch Dir was!“ einzutauchen. Endlich mal nicht nur vernünftig und abgeklärt, kopflastig und souverän, sondern endlich mal Freigang für das eingesperrte Kind, das sich schon so lange nicht mehr hat frei bewegen dürfen. Adventszeit ist eine Übung für den Meister, damit wir den Rat Jesu nicht vergessen, der gesagt hat, dass wir am besten werden sollen, wie die Kinder es schon sind, nämlich ganz und gar, unbefangen, grenzenlos erwartungsfroh, verzaubert in der Hingabe und dem Zutrauen, nicht so furchtbar klug und womöglich weise professionell distanziert. Advent ist die Freilassung des gefangenen Kindes in uns. Es will aus uns herausgehen und sich heimlich still und leise einmal wieder umsehen, ohne gleich entdeckt zu werden. Also vorsichtig sein an diesem ersten Zaubermontag! Es sind viele Kinder unterwegs, als erwachsene Männer und Frauen verkleidet. Seid freundlich und erschreckt sie nicht gleich am ersten Ausflugstag. Kinder, Kinder, wie das wohl wird….