Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Es gibt Menschen in unserem Leben, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und von denen wir lernen. Von solchen Menschen soll heute und in den Andachten in dieser Woche die Rede sein. Als ich Klinikpfarrer in Isny im Allgäu war, gehörte zu meinem Dienstauftrag auch die Begleitung von alten und pflegebedürftigen Menschen in den Pflegeheimen. In einem dieser Heime lebte ein spastisch gelähmter Mann, der mir durch seine freundliche und friedliche Ausstrahlung schon bei der ersten Begegnung auffiel. Seine spastische Lähmung, an der er seit seiner Kindheit litt, nahm mit dem Alter wieder zu, so dass er die letzten Jahre seines Lebens ganz im Bett verbringen musste, weil er sich nicht mehr bewegen konnte. Wenn er aus seinem Leben erzählte, war dennoch viel Dankbarkeit herauszuhören, obwohl es ein schweres Leben war mit Flucht und Vertreibung. Über seinem Bett an der Wand hatte er einen Spruch hängen, den ihm vor Jahren seine Schwester geschenkt hat und der für ihn zum Lebensmotto geworden war. Wir haben bei den Besuchen viel über diesen Spruch gesprochen, der in einfachen Worten unseren christlichen Glauben zusammenfasst: „Wo Glaube, da Liebe. Wo Liebe, da Friede. Wo Frieden, da Segen. Wo Segen, da Gott. Wo Gott, keine Not.“ In dieser Haltung hat dieser Mann gedacht und gelebt, gerade auch in seinen letzten Monaten, in denen er sich nicht fast nicht mehr bewegen konnte. Er vertraute darauf, dass uns Gott niemals ohne Hilfe lässt. Durch die Begegnungen mit ihm habe ich gelernt, welche Kraft wir im Glauben bekommen, um schwierige Lebenslagen zu bewältigen. Durch seine freundliche und
friedvolle Art hat er vorgelebt, was die Worte besagen: „Wo Glaube, da Liebe. Wo Liebe, da Frieden. Wo Frieden, da Gott. Wo Gott, keine Not.“