In der vergangenen Woche ging mir öfter die Sache mit dem Schwert und dem Wort durch den Kopf. Und sind die Sinne erst mal sensibilisiert, fällt einem vieles dazu auf … Es ist das „gesprochene Wort“, das härter als ein Schwert treffen kann. Das ist wahr. Ob es das Wort „Schwuchtel“ ist, das man an jemanden richtet, der in einer homosexuellen Beziehung lebt, oder „asozial“ an jemanden, der gerade dabei ist, sich mit enormen Kräften aus diesem „sogenannten“ Klischee herauszuarbeiten. Es ist meines Erachtens in solchen Fällen immer (!) ein Ausdruck eigener momentaner Ohnmacht und Hilflosigkeit. Als ob es einem helfen würde, wenn man jemand anders bewusst verletzt. Als ob der eigene Schmerz dadurch gelindert würde, wie und wo auch immer dieser gelagert sein mag. Soviel zum Quotenbrecher DSDS. Doch die Analogie ist gnadenlos und gilt auch „vor“ dem Bildschirm. Es gibt, wenn überhaupt, sicher nur sehr wenige Menschen, die nicht schon einmal bewusst einen anderen mit Worten verletzt haben. Ob in der Jugend, in der Partnerschaft, im Berufsleben oder als eigentlich Außenstehender, der jedoch eben mal seinen Senf dazugeben wollte. Ich habe bei mir gegraben und wurde fündig. Es ist kein gutes Gefühl, bei sich selbst etwas zu finden, das man an anderen bemängelt. Ich habe mich gefragt, wie sehr mein Wort-Schwert verletzt haben mag und dass ich mich danach nie wirklich darum gekümmert hatte. Den Verletzten hatte ich im Regen stehen lassen und war im Prinzip noch stolz darauf, dass ich „es ihm gegeben“ hatte. Rache kann ja so schön sein. Gut – das liegt Jahrzehnte zurück, und dennoch geht dieses bewusste Verletzen unter die Gürtellinie und man vergisst es nicht. Natürlich habe auch ich selbst diese Erfahrung machen müssen – nicht nur einmal. Aber es gibt nun mal nicht das Recht, gleiches mit Gleichem zu vergelten. Damit würde ich mich auf eine Stufe mit meinem „Peiniger“ stellen. Aber es gibt auch noch andere Worte, die verletzen. Zum Beispiel unausgesprochene. Hätte man so manches Mal nur ein einziges Wort gesagt, wäre vieles anders gekommen. Vielleicht hat der andere nur darauf gewartet und ist dann mit gesenktem Haupt gegangen. Vielleicht hat man sich selbst darüber geärgert, dass man nichts gesagt hat. Doch es ist in solchen Augenblicken wie ein Verschluss in der Kehle, der das Wort einfach nicht über die Lippen kommen lässt. Und manchmal ist es so, als könne man die Gedanken des anderen in dessen Augen lesen und – man versteht. Wortlos.
Dennoch: jede Medaille hat zwei Seiten – und ich möchte nicht versäumen, auch die Sonnenseite des Wort-Schwertes zu erwähnen. Ein Schwert vernichtet nicht nur, manchmal teilt es auch gerecht, verteidigt oder schlägt den Feind durch seine bloße Existenz in die Flucht. Also kann auch ein Wort nicht nur verletzen, sondern auch heilen, helfen, lindern, trösten, aufmuntern, verbinden oder ein Herz öffnen. Und nebenbei fällt mir auf, dass mir wesentlich mehr positive als negative Eigenschaften dazu einfallen ..
Somit bin ich bei meinem ganz persönlichen Fazit zu diesem Thema angelangt: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden dein Handeln. Achte auf dein Handeln, denn es wird dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal“.Und wie immer liegt die Ursache von allem im Ursprung .. in diesem Fall bei den Gedanken. Ich achte auf sie, indem ich nicht nur das Negative in den Menschen und der Welt sehe. Ich achte auf sie, indem ich meinen Weg so ausrichte, dass ich nicht links und rechts Menschen in den Straßengraben werfe, um vorwärts zu kommen. Ich achte auf sie, indem ich das gebe, das ich auch von anderen verlange: Respekt vor der individuellen Persönlichkeit eines Menschen.
In diesem Sinne – möge sich jeder so seine „Gedanken“ darüber machen ..