Um Fachausdrücke aus dem Altgriechischen, die in diesem Zusammenhang unvermeidlich sind, verständlich zu machen, werden sie hier erläutert: Homöopathie von (hómoios) = ähnlich (páthos) = Leiden bedeutet Behandlung nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Heilung wird mit einem Mittel angestrebt, das beim Gesunden in entsprechender Dosis ein ähnliches Leiden hervorrufen würde. Allopathie von (állos) = andere/(páthos) = Leiden bedeutet Behandlung nach dem Gegenprinzip. Heilung wird mit dem entgegengesetzt wirkenden Mittel angestrebt, zum Beispiel Verstopfung mit einem abführenden Medikament. Heilverfahren mit künstlich hergestellten, chemischen Substanzen (Chemotherapeutica), um eingedrungene Erreger zu hemmen oder abzutöten, ohne den Patienten mehr als unvermeidbar zu schädigen (Salvarsan, Prontosil). Bestehen solche Heilmittel überwiegend aus Stoffwechselprodukten von Mikroorganismen (Schimmelpilzen), so heißen sie Antibiotica (Penicillin). Die Homöopathie wendet sowohl pflanzliche Heilmittel an, als auch Substanzen aus der unbelebten Natur, zum Beispiel Salze, die im Mineralhaushalt des Körpers wichtig sind. Krankheiten behandelt sie nach dem „Ähnlichkeitsprinzip“ mit hochverdünnten Medikamenten, die in stärkerer Dosis beim Gesunden ähnliche Leiden hervorrufen würden. Dabei geht sie von der Erfahrung aus, daß die meisten Heilmittel zweifach wirken. Auf den Primäreffekt, der von Fall zu Fall unterschiedlich lange anhält, folgt als Antwort des Organismus eine Sekundärwirkung, die der primären entgegengesetzt verläuft, was Heilung bedeutet. Es geht hier nicht darum, das „Ähnlichkeitsprinzip“ zu verteidigen, das der Arzt Dr. Chr. F. S. HAHNEMANN, der Begründer der Homöopathie, in den Lehrsatz faßte, „similia similibus curantur“ (Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt). Vielmehr soll dargestellt werden, was im homöopathischen Heilverfahren geschieht: Ein Medikament, das in Überdosis gegeben die Symptome einer Krankheit hervorrufen kann, vermag nämlich bei richtiger Anwendung dieselbe Krankheit auch zu heilen. Der durch Krankheit „verstimmte“ Organismus wird vermittels feinabgestimmter Arzneimittel im Sinne von Reizbehandlung zu verstärkter Abwehr und damit zu echter Heilung „von innen heraus“ angeregt. Homöopathische Arzneien werden in außerdordentlich schwachen Verdünnungen (Potenzen) verabreicht. Die Dosierung D 3 zum Beispiel enthält ein Teil des Medikaments in tausend, D 6 in einer Million Teilen der Trägersubstanz (Medium). Flüssiges befindet sich in Wasser oder Alkohol „verschüttet“, Pulverförmiges in Milchzucker verrieben. Die biologische Wirksamkeit so schwacher Verdünnungen wurde zuweilen bezweifelt, aber seitdem erkannt ist, in welch winzigen Mengen Hormone und Spurenelemente Leben und Gesundheit zu beeinflussen vermögen, gilt die Effizienz homöopathischer Dosierungen als wissenschaftlich unangreifbar. Im allgemeinen müssen die Heilmittel eingenommen, aber nicht sogleich verschluckt werden. Es kommt darauf an, sie so lange wie irgend möglich im Mund zu behalten, denn was dem Körper über die Mundschleimhaut zugeführt wird, gelangt auf kurzem Weg ins Blut. So wird der stundenlang dauernde Umweg über Magen und Darm vermieden, und die Primärwirkung, die als Erstverschlimmerung empfunden wird, setzt oft überraschend schnell ein. Ein Vergleich bietet sich an: Wie die Startumdrehung beim Auto den eigentlichen Lauf des Motors nur ankurbelt, aktiviert die Primärwirkung des homöopathischen Medikaments körpereigene Abwehrkräfte und leitet damit die Heilung ein. Im Gegensatz zu allopathisch kurierenden Medikamenten, deren Wirkung vielfach mit Nebenwirkungen teuer erkauft werden muß, besonders wenn es sich um Chemotherapeutica oder Antibiotica handelt, verursachen homöopathische Heilmittel keinerlei Begleiterscheinungen. Der Patient gerät weder in Abhängigkeit oder Suchtgefahr, noch wird sein Reaktionsvermögen abgestumpft. Die Feinabstimmung auf seinen Zustand setzt allerdings voraus, daß er nicht nebenher noch allopathische Mittel anwendet, die völlig anders konzipiert, den homöopathisch angeregten Heilvorgang zunichte machen würden.
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.