Der Honig ist eines der beliebtesten Volksnahrungsmittel und ein einzigartiges Heilmittel. Schon vor über dreitausend Jahren war der Honig bei den alten Ägyptern als ein besonderer „Saft“ bekannt. Aber erst in neuerer Zeit weiß man, was im Honig alles enthalten ist, nämlich: Kalium, Natrium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kupfer, Mangan und Phosphat, die Vitamine B1, B2, C und Nikotinamid (zum B-Komplex gehörend) sowie Fermente (Diastasen und Invertasen) und Azetylcholin.
Die verschiedenen Zuckerstoffe setzen sich zusammen aus Fruchtzucker (Lävulose), Traubenzucker (Dextrose) und Rohrzucker. Der Fruchtzuckergehalt liegt bei etwa 40 Prozent. So ist es nicht verwunderlich, daß der Honig in der Behandlung schwerer Leberleiden weitaus bessere Heilwirkungen erzielt als der noch oft angewendete Traubenzucker. Der Fruchtzucker, verglichen mit dem Traubenzucker, bedarf zum Abbau nur ein Zehntel der Leberenergie. Außerdem werden die anderen Zuckerstoffe weitaus besser ausgenutzt, was wiederum die Glykogenspeicherung viel weniger belastet. Ist die schwerkranke Leber nicht mehr in der Lage, Traubenzucker in Glykogen umzuwandeln, gelingt ihr dies immer noch bis zu etwa 30 Prozent mit dem Fruchtzucker. Kinder, die reichlich Honig erhalten, weisen wesentlich gesündere Zähne und festere Knochen auf als andere Kinder. In Asien und Südamerika werden Wunden von der Landbevölkerung oft nur mit Honigverbänden kuriert. Auch in Schlesien und in der märkischen Heide war es unter den Bauern Brauch, die eiternden Wunden ihrer Tiere mit Honig zu behandeln. Aus alten Überlieferungen wissen wir, daß diese Honigverbände vorchristlichen Erfahrungen entstammen. Im Orient wie auch bei den Germanen wußte man bereits zu jener Zeit recht gut, daß Honig die Wunden viel schneller heilen läßt als jede Arznei. Die wissenschaftlichen Labors konnten erst in jüngster Zeit den Beweis von der keim- und bakterienhemmenden Wirkung des Honigs liefern. Da alle Honigsorten diesen „Keimtöter“, das X-Hormon Inhibin, enthalten, weiß man inzwischen, daß diese Substanz nicht aus den Blütenpollen, sondern aus den Drüsen der Bienen stammt und dass bereits die kleinste Menge dieses Stoffes wirkt. Weitere Heilanzeigen des Honigs sind Kreislauferkrankungen, Nervosität, Überarbeitung, Erkältungen, Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Mineralstoffmangel. Bewahrt man den Honig kühl, lichtgeschützt und unverdünnt auf, behält er fast unbegrenzt seine antibakterielle Wirkung. Beim Erhitzen und verdünnen verliert er diese Eigenschaft. Heißen Getränken darf Honig also erst nach Abkühlung auf Trinkwärme beigefügt werden. Beim Kauf muß auch darauf geachtet werden, daß der Lieferant bekannt und vertrauenswürdig ist, denn ein Honig muß „reif“ sein. Allzuoft wird nicht ausgereifter Honig wegen seines höheren Gewichts verkauft. Ein solcher Honig ist zur Aufbewahrung ungeeignet und besitzt nicht die gleiche Heilwirkung. Vor Honigfälschungen, die oft mit Streckmitteln und Gewichtsverbesserern versetzt sind, kann man sich heute nur mit Sicherheit schützen, wenn man seinen Honigbedarf bei einem persönlich bekannten Imker deckt. Einige Rezepturen für diverse Krankheiten: bei Fieber gibt man ½ Liter lauwarmes Wasser 100 Gramm Weinessig und 100 Gramm Honig zu und verwendet die gut gemischte Lösung als Klistier und als Brust- und Wadenwickel; bei Nagelbettentzündungen oder eiterungen mischt man Honig und Zwiebelsaft zu gleichen Teilen und macht damit Auflagen.
Bei Haarausfall wird von grünen Nußschalen und Nußblättern ein starker Absud gefertigt, lauwarm abgeseiht und der Flüssigkeit 1 bis 2 Eßlöffel Honig beigegeben. Damit wird der Kopf 2 mal wöchentlich gewaschen und 1 mal täglich massiert:
Hautleiden wie rissige Hände, aufgesprungene Haut, Hautblutungen, -entzündungen, -ausschläge, -jucken, -schrunden und unreinheiten werden durch Honigauflagen oder auch durch Honigkuren mit Sicherheit geheilt;
auch bei der Schuppenflechte lohnt sich ein Versuch mit der oben erwähnten Kur, besonders, wenn abwechselnd die Apfel und die Honigkur durchgeführt werden. Bei Sodbrennen hilft der folgende mit Honig gemischte Tee:
Brennessel (Folia Urticae) 20,0g
Tausendgüldenkraut (Herba Centaurii) 15,0g
Wermut (Herba Absinthii) 5,0g
Wacholderbeeren (Fructus Juniperi) 10,0g
M.f.spec:D.S: Pro Tasse 1 Teelöffel des Teegemischs aufgießen und 20 Minuten vor dem Essen einnehmen.
Bei chronischer Schlaflosigkeit genügt allein die Honigkur.
Milzleiden jeder Art behandelt man mit einer Mischung aus Rettichsaft und Honig zu gleichen teilen. Davon nimmt man täglich 3 bis 4 mal 1 gestrichenen Eßlöffel voll ein.
Bei Hodenschmerzen, -verhärtungen oder -geschwülsten genügen oft lauwarme Honigauflagen.
Hühneraugen lassen sich mit Auflagen von reinem Bienenwachs wegbekommen.
Werden Brandwunden sofort mit einer Honigauflage bedeckt, kommt es nicht zur Blasenbildung, und die Wunde verheilt narbenlos. Dies gilt auch für Verbrühungen.
Blutarmut und Bleichsucht lassen sich mit der Honigkur behandeln.
Große Erleichterung bringt beim Bronchialasthma geriebener Meerrettich, mit reichlich Honig vermischt. Davon nimmt man abends vor dem Schlafengehen 1 Teelöffel voll. Zusätzlich führt man die Honigkur durch.
Geschwüre, Abszesse, eiternde Wunden behandelt man entweder mit reinen Honigauflagen, die man am Tag mehrmals wechselt, oder mit einem warmen Brei aus schwarzem Rettich und Honig. Da längst noch nicht alle Wirkstoffe des Honigs bekannt sind, darf angenommen werden, daß er noch mehr Heilwirkungen hat. Deshalb sollte der Honig das bleiben, was er schon immer war – ein unverändertes, unverfälschtes Volksnahrungs- und -heilmittel. JBV