Mit dem Wohnmobil auf die Kanarischen Inseln Teil 5

05. – Las Galletas bis Puerto de La Cruz –
Las Galletas liegt an der äußersten Südspitze von Teneriffa. Der Jacht- und Fischereihafen von Las Galletas teilt den Strand Playa La Ballena. Die beiden kleinen natürlichen Strände sind kiesig und zwischendurch auch von schwarzem Lavasand durchsetzt. Von der Marina aus führt eine Promenade am Wasser entlang mit guten Einkehrmöglichkeiten. Darüber hinaus kann die Stadt mit einer Fußgängerzone aufwarten. Vom Übernachtungsplatz aus hatten wir einen schönen Blick auf den Jachthafen und die Marina. Und schon wieder ist eine Woche um, und ein Kessel Buntes und ein Kessel Weißes sind fällig. Das heißt, eine Lavanderia muss her, denn wir haben weder einen unerschöpflichen Kleidervorrat dabei, noch können wir die Schmutzwäsche horten, bis wir wieder zuhause sind. In den touristisch gut erschlossenen Ferienorten gibt es jedoch kaum Lavanderias, weil die Hotelgäste ihre Wäsche im Hotel abgeben, das von Großwäschereien bedient wird. Und die Ferienwohnungen und Appartements sind üblicherweise mit einer Waschmaschine ausgestattet. Daher ist es für uns immer eine Erwähnung wert, wenn wir eine Waschgelegenheit finden, vor allem dann, wenn diese mit dem Wohnmobil einigermaßen gut erreichbar ist.
In Las Galletas haben wir eine Lavanderia gefunden, und zwar die Lavanderia ACOSTA in der Calle Luis Alvarez Cruz No 8. Dort haben wir unsere Schmutzwäsche (zwei Plastiksäcke) abgegeben, die wir aber erst Morgen gegen 17 Uhr getrocknet und zusammengelegt für 19 EURO abholen können. Nun hatten wir ausreichend Zeit und Gelegenheit, uns im Ort ein wenig umzusehen. In der Fußgängerzone kehrten wir in einer Bodega ein und aßen zu Mittag. Das Menu, vor allem die Suppe, hat uns überhaupt nicht geschmeckt.
Der Anblick der Menschen in einem Ferienort ist interessant, manchmal auch erschreckend und abstoßend. Wenn es die Temperaturen zulassen, fallen nicht nur am Strand die Hüllen, auch in der Stadt laufen vor allem die Touris, Männlein wie Weiblein, ohne jegliches Schamgefühl halb nackt durch die Gegend. Engländer tun sich da besonders hervor. Die Einheimischen und die Immigranten halten sich da bei weitem mehr zurück. Und wir? Wir fragen uns, ob wir überhaupt noch in kurzen Hosen herumlaufen können.
Auf dem belaglosen, staubigen Großparkplatz ganz in der Nähe der Lavanderia wartete unser WoMo auf uns. Da unser Wasservorrat zur Neige ging, fuhren wir an die Strandpromenade, an der es Duschen gibt. Die zum Reinigen der Füße vorgesehenen Duschen sind besonders dafür geeignet, das Wasser in Gießkannen und Kanister abzufüllen. Während wir Wasser an der Stranddusche in unsere Gießkanne und dann in unseren Frischwassertank einfüllten, wurden wieder mengenweise Touris eingeflogen. Wenn wir irgendwo mit dem WoMo stehen, werden wir immer wieder von Leuten angesprochen und gefragt, wie wir hierher gekommen sind. Eine freundliche Dame informierte uns bei einem solchen Gespräch darüber, dass es auf Teneriffa einen deutschsprachigen Sender gibt, den Sender Radio Megawelle auf den Frequenzen 83,30 MHz, 103,70 MHz und 104,70 MHz. Wir probierten das gleich aus und waren hoch erfreut über deutsche und internationale Nachrichten sowie über interessante Infos und regionale Werbung. Vor allem aber war das Musikangebot super. Da wir, wie bereits erwähnt, heute erst um 17 Uhr unsere Wäsche in der Lavanderia abholen konnten, wollten wir wieder Mal Neuland erkunden und fuhren nach El Médano. In El Médano findet man den längsten Sandstrand der Insel und ein ideales Surfrevier in der windigsten Ecke von Teneriffa. Drei Kilometer östlich des Flughafens Tenerife-Sur trennt an der Küste der 171 m hohe rote Aschekegel Montana Roja den hellsandigen Strand La Tejita von der dunkleren Playa Leocadie Machado.
An der Playa La Tejita Richtung Los Abrigos liegen viele und gute Parkplätze, die sich zur Übernachtung im WoMo eignen. Einer von mehreren ist der Parkplatz mit den GPS Daten:
N 28°01.981‘ W 16°33.577‘
Der Parkplatz liegt direkt neben dem Campingplatz Montana Roja, auf dem einige Dickschiffe (z.B. Flair, Carthago, Phönix, Concorde) aus Deutschland überwintern. Zur Zeit gilt das Angebot von 260 EURO/Monat für 1 WoMo inclusive zwei Personen, Strom und Wasser. Waschmaschinen sind vorhanden. Die Anschrift des ganzjährig geöffneten Platzes lautet:
Camping Montana Roja
Carretera Los Abrigos – Medano
CP 3812- El Medano-Granadilla
www.tenerifecampingplaya.com
Über Chafiras, wo wir noch beim Lidl eingekauft haben, fuhren wir zurück zu unserer Lavanderia in Las Galletas. Der Lidl bei Chafiras ist schon von der Autobahn aus zu sehen und nicht zu verfehlen. Daher bedarf es hierzu keiner weiteren Erläuterungen. Dem Tipp eines deutschen Ehepaares folgend, fuhren wir nach Palm Mar, einem angeblich ruhig gelegenen Ort zwischen Las Galletas und Los Christianos. Dort soll es nette Übernachtungsplätze für WoMos geben. Und in der Tat, das in einer Sackgasse gelegene Palm Mar hat ein ruhiges Ambiente. Vom Übernachtungsplatz aus konnten wir hinüber nach Los Christianos schauen, wo gerade die Volcan de Taburiente, von Gomera kommend, in den Hafen einlief.
GPS-Daten zum ÜPl Palm Mar: N 28°01.399‘ W 16°42.306‘
Obwohl wir alleine standen, fuhren wir wieder zurück nach Las Galletas auf den dortigen Übernachtungsplatz, weil aus einem Haus in der Nachbarschaft laute Musik zu uns drang, und wir es nicht darauf ankommen lassen wollten, wie lange diese Situation andauert. Den Platz in Palm Mar werden aber wir bestimmt ein anderes Mal erneut aufsuchen. Heute hatten wir Puerto de La Cruz auf dem Programm, wo wir einen bestimmten uns aus dem Teneriffa-Forum bekannten Übernachtungsplatz aufsuchen wollten.
Zunächst ging es auf der TF 47 über Alcala, wo wir noch einmal Wasser an der bereits im vorigen dritten Bericht erwähnten Tankstelle getankt haben, nach Los Gigantes. Immer wieder verschandelten eingemauerte und mit Plastik abgedeckte Bananenplantagen die Landschaft oder versperrten die Aussicht. Bei Puerto de Santiago und Los Gigantes hatten wir aber wieder freie Sicht aufs Meer bis hinüber zur von Wolken bedeckten Nachbarinsel La Gomera.
Los Gigantes ist ein Ort nahe der Steilküste, die ein Ausläufer des Tenogebirges ist. Die 400-600 m steil aus dem Meer ragenden und atemberaubenden Felswände des Acantilado de los Gigantes beherrschen hier die Szene und schützen den Hafen des ehemals stimmungsvollen Fischerortes, der heute ein moderner Ferienort ist. Wundervolle Blüten und Gewächse gab es auf dem schön angelegten Parkplatz zu bewundern.
Auf einer steilen und engen Serpentinenstraße mit Baustellen schraubten wir uns von Meereshöhe auf bis über 1.000 m nach Santiago de Teide, wo die maurisch-andalusisch anmutende Kirche Santiago de Compostella von 1678 mit ihrem Holzbalkon und einer schwarzen Madonna den Besucher erwartet. Kaum hatten wir den 1.117 m. hohen Pass Puerto de Erios überwunden, zeigte sich das Wetter wieder mal von seiner fiesen Seite. Der vor wenigen Minuten noch blaue Himmel verfinsterte sich zusehends und die Sonne kam nicht mehr zum Vorschein. Das freut jeden Fotografen, denn Fotos grau in grau haben ja auch ihren Reiz. Vielleicht sollte man gleich schwarz-weiß fotografieren. Sabine meint ohnehin, dass ich nur den Fotoapparat in die Hand nehmen muss, um die Sonne verschwinden zu lassen, während ich mich damit abgefunden habe, dass die schönsten Fotos die sind, die man nicht macht bzw. nicht machen kann, aus welchen Gründen auch immer.
In Icod los Vinos kommen, dem Wetter Tribut zollend, die Iglesias de San Marco aus dem 16. Jh. und der Drachenbaum, recht farblos daher. Der Drago Milenario soll angeblich 1000 Jahre alt sein. Nachweisen lässt sich das nicht, weil es sich nicht um einen Baum mit Jahresringen handelt, sondern um ein Liliengewächs mit hohlem Innenraum. Außer Zweifel steht jedoch, dass der Drago mit 20 m Höhe und einem Umfang von sechs Metern der Größte von Teneriffa ist.
In Puerto de La Cruz angekommen, fuhren wir Richtung Meer, denn wir wussten ja, dass es hinter dem Städtischen Schwimmbad und dem Fußballstadion Stellplatzmöglichkeiten gibt. Vorbei am Castillo de San Felipe und am Stadion folgten wir dem zu einem Parkplatz weisenden Schild Richtung Meer. Dort hat man die Qual der der Wahl. Wir stellten uns nicht auf den WoMo-Stellplatz der Deposito Municipal GRUA (7 EURO/Nacht ohne Strom, aber mit Ver- und Entsorgung) und auch nicht auf den asphaltierten Großparkplatz hinter der Mole. Der war zu voll und für uns zu lebhaft. Wir bogen nach links ab auf ein holpriges Gelände und fanden einen Übernachtungsplatz in gebührender Entfernung zu anderen Wohnmobilen und Campingwagen. Wir stellten uns so hin, dass wir von der Hecksitzgruppe aus das großartige Schauspiel, das der Atlantik hier mit einer unvorstellbar starken Brandung bot, genießen zu können. Das war schöner als Kino.
GPS-Daten unseres ÜPl in Puerto de La Cruz: N 28°24.928 W 16°33.465’
Sogar die Sonne versuchte zur Krönung des Tages noch einem versöhnlichen Endspurt hinzulegen, was ihr aber nur andeutungsweise gelang. Für uns war es dennoch ein fantastisches Erlebnis. Die Brandung übertönte größtenteils die vom Schwimmbad zu uns herüber schallende Musik, die ohnehin nicht störte, weil damit um 22 Uhr Schluss war. Puerto de la Cruz hat rund 35.000 Einwohner und liegt im mittleren Norden von Teneriffa. Die Stadt ist modern, besitzt viele Hotels und eine schöne Uferpromenade mit den bekannten Badelandschaften Playa Jardin und Poolanlage Costa Martianez, entworfen vom lanzarotischen Architekten César Manrique.
Beim Aufstehen wurden wir mit einer tollen Sicht auf den Teide überrascht. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Da ich dem Wetter nicht traute, beeilte ich mich und begab mich im Schlafanzug und Croqs zum Fotografieren. Das hätte ich nicht tun sollen, denn auf Geröll sollte man nicht in die Luft, sondern auf den Boden schauen, und ehe ich mich versah, rutschte ich aus und lag auf dem Boden. Dabei handelte ich mir tiefe Wunden am Unterarm ein, die von Sabine pfleglich versorgt wurden.
Danach bestieg ich den Paseo de Luis Lavaggi, von dem aus man eine gute Sicht hatte auf das Fußballstadion und unser WoMo sowie auf das daneben liegende Schwimmbad. Der Spaziergang führte uns weiter am Castillo de San Felipe und am Playa Jardin vorbei bis nach Punta Brava. An der Playa Jardin mit dem schwarzen Lavasand war wegen der starken Brandung niemand im Wasser, aber die Sonnenhungrigen kamen trotzdem auf ihre Kosten.
Nach dem Mittagessen in einem kleinen Lokal in Punta Brava beschlossen wir, den Loropark zu besuchen. Loro Park ist eine aufwendig gestaltete Parkanlage mit botanischem Garten, einer einzigartigen Papageien-Sammlung und einer sehenswerten Delphin-Dressur und Orca-Show. Für den horrenden Eintrittspreis von 32 EURO/Person kann man das auch erwarten.
Am Abend nervte Jörg, der mit seiner Frau und vier kleinen Kindern seit Jahren hier in einem WoMo Marke Bawemo haust. Er wollte uns unbedingt seine Lebensweisheiten vermitteln und uns darüber aufklären, was alles Sünde ist. Arbeiten und Geld verdienen will er nicht, weil es der Herr im Himmel schon richten wird.
Als wir später unsere Satellitenschüssel ausfuhren und unseren Fernseher einschalteten, hatten wir dennoch kein schlechtes Gewissen. In der Nacht ging bei mir ohne großes Theater ein kleiner Nierenstein ab. Damit gab es für das leichte Unwohlsein der letzten Tage, einhergehend mit etwas Durchfall, eine Erklärung.
Gegen 13 Uhr schnappten wir trotz bedeckten Himmels unsere Klappräder und fuhren an der Promenade und teils durch die Stadt zum Lido San Telmo. Zum Mittagessen gönnte sich Sabine ihre geliebten Spaghetti Carbonara und ich ein Kaninchen nach kanarischer Art. Das Ganze rundeten wir geschmacklich ab mit einem köstlichen Stück Torte und einem Cappuccino in einem noblen Kaffeehaus an der Promenade.
Das miese Wetter am Wochenende animierte uns nicht zu besonderen Unternehmungen. Ich saß ein paar Stunden am Laptop, Sabine hat von den weit entfernten Strandduschen Wasser für den Frischwassertank herbei geschleppt. Doch nicht genug damit. Die die immer fleißige Sabine stieg noch aufs WoMo-Dach und hat die Solarpanele gereinigt. Und zwischendurch widmeten wir uns Jörg, der jede Gelegenheit nutzte, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Im nächsten Bericht schließt sich der Kreis, denn wir fahren weiter gen Norden und dann an der Ostküste entlang zurück nach Los Christianos. Sie sind doch wieder mit von der Partie, oder?