Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Advent, das habe ich Ihnen jetzt schon zweimal über den Sender geschickt, heißt Ankunft. Denn am Ende des Advents steht ja die Ankunft eines Kindes. Gott kommt in dem Kind Jesus von Nazareth zur Welt.
Jeder, der schon einmal auf ein Kind gewartet hat, der kann erahnen, was Advent heißt. Man will sich optimal auf dieses Kind vorbereiten. Das heißt – als erstes beschäftigt man sich mit möglichen Namen. Da man ja nicht weiß, was es wohl werden wird, sucht man also Namen sowohl für ein Mädchen wie für einen Jungen. Höchstens, man wählt sich so einen Namenspatron wie diesen, den wir heute feiern. Andreas! Da wird dann einfach Andrea daraus. Übrigens: Herzlichen Glückwunsch an alle, die heute ihren Namenstag feiern dürfen. Aber das ist ja nur das Eine – die Namenssuche. Dann geht’s weiter mit Bettchen oder Stubenwagen kaufen, Windeln müssen her und was zum Anziehen usw.usf. Wenn das Kind dann da ist, folgen auf die Geburt nicht nur stille und heilige Nächte. Von wegen! Kinder schreien oft markerschütternd, wenn sie krank sind. Viele schlummern tagsüber friedlich vor sich hin und machen dann die Nacht zum Tag. Und dann das Erziehen. Kinder müssen und wollen erzogen und großgezogen werden. Das alles ist ein hartes Stück Arbeit – sowohl für die Eltern und Großeltern, als auch für Lehrer, Verwandte und Freunde.
Wenn nun der Advent die Zeit des Wartens auf die Ankunft Gottes ist, könnte das dann womöglich heißen, dass ich mich auf ihn auch so vorbereiten muss, wie auf die Geburt eines Kindes? Und dass ich den bei mir angekommen Gott großziehen muss?
Seien wir ehrlich und betrachten wir das ganze Mal im Alltagslicht: Eigentlich habe ich keine Zeit, mich auch noch um Gott zu kümmern, ihn großzuziehen. Tagein, tagaus hab ich so viel zu tun bei meiner Arbeit; und dann gerade in dieser Zeit, da muss man Geschenke kaufen; Besorgungen machen, Überweisungen tätigen, Karten schreiben etc. Ja, wo um alles in der Welt soll ich denn da noch die Zeit finden, mich auf Gott vorzubereiten, ihm einen Platz in meinem Haus einzurichten oder ihn gar großzuziehen? Mir schwant schon: Gott großzuziehen, das kann einen manchmal recht klein kriegen.
Aber da geht es wahrscheinlich nicht nur mir so. Und vielleicht passiert deshalb mit Gott, was mit jedem anderen Säugling auch passiert, wenn man sich nicht um ihn kümmert. Er stirbt, so wie jedes alleingelassene Kind stirbt.
Der Advent ist die Zeit, in der sich entscheidet, wie ich mit Gott umgehen will. Vielleicht hilft ja auch hier die Erfahrung mit den eigenen Kindern weiter: Sie aufzuziehen ist nämlich nicht nur harte Arbeit, es ist auch ein Geschenk. Wie oft schenken einem Kinder ganz unverhofft ein Lachen, ihre Nähe und Zuneigung. Wie oft sind sie für uns so etwas wie ein Licht in der Dunkelheit. Ein Sonnenstrahl in der Kälte. Das Kind namens Gott will uns eigentlich genauso beschenken – mit vielen unverhofften Erfahrungen, mit vielen Lichtblicken. Spüren Sie, wie das Großziehen dieses Kindes sich lohnt – sich vielleicht auch für Sie lohnen würde?