Bajamar

Ein kleiner Ort mit ca 1500 Einwohnern an der Nordküste Teneriffas. Im Winter genau wie der Nachbarort Punta del Hidalgo fest in deutscher Hand, während im Sommer meist die Festlandspanier die schöne Umgebung und die öffentlichen Meerwasserschwimmbecken zu schätzen wissen. Der Ort glänzt nicht gerade mit Sehenswürdigkeiten, hat aber dem Urlauber, der Ruhe sucht und trotzdem nicht auf touristische Einrichtungen verzichten möchte, viel zu bieten. Autovermietung (Damos Canarias), Supermarkt, Friseure, Videoverleih, etc. sorgen für jeden Bedarf. Sogar eine Sprachschule (Sothis), in der Sie Spanisch lernen können, gibt es vor Ort. Bajamar ist wie Punta del Hidalgo Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen ins wunderschön ursprüngliche Anagagebirge. Schwimmen und wandern, wer von einem Urlaub nicht mehr erwartet und auf Nachtleben verzichten kann, der wird von Bajamar bestimmt nicht enttäuscht.

Eine empfehlenswerte Küche finden Sie in den Restaurants Falcon und Casa Europa. Gebäck und Kuchen können wir unbedingt im Café Melita empfehlen, befindlich zwischen Bajamar und Punta mit sehr schöner Aussicht. Das gleiche Gebäck finden Sie auch im Ortszentrum in dem unter gleicher Leitung stehenden Café Palmelita.

Vor Ort gibt es neben zahlreichen Apartmentanlagen und Ferienwohnungen zwei günstige Hotels – Delphin und Neptuno.

Reisebericht zu Bajamar:

Von Puerto de la Cruz aus ging es über die Autobahn Richtung Santa Cruz bis zur Abfahrt Tacoronte. Schade, daß nicht Samstag ist. Dann nämlich ist der Bauernmarkt einen Besuch wert. Frisches Gemüse, Obst, Blumen, Obst und Kräuter können dann direkt vom Erzeuger zu günstigen Preisen gekauft werden.

Hier in Tacoronte, so erfahren wir, gibt es ein reichhaltiges Angebot an freistehenden Mietwohnungen zu günstigen Preisen, was auf Teneriffa heutzutage keineswegs die Regel ist. Aber heute heißt das Ziel Bajamar und Punta de Hidalgo, also geht es abwärts weiter Richtung Küste nach Tejina- unter der Weihnachtsbeleuchtung durch, die im Februar immer noch die Straßen schmückt. „Felices Fiestas – Fröhliche Feiertage“ steht hoch über der Straße zu lesen: Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt.

Der Blick aus der Höhe über die Küste ist wirklich nicht übel. Vorbei geht es an einem großen Drachenbaum, der schon Alterserscheinungen aufweist und von Stahlträgern gestützt werden muß. Ab dem kleinen Ort San Juan ist zu erkennen, daß die Landwirtschaft hier noch nicht ganz dem Tourismus gewichen ist. Die „Pasteleria Alemana“ mit dem teutonischen Namen Zenker, das Schild rechts an der Straße macht Reklame dafür, ist längst nicht mehr so deutsch wie sie einmal war – sie wird jetzt von einem spanischen Inhaber geführt.

Je weiter man in Richtung Bajamar fährt, desto dicker werden die Villen, die auf großen Grundstücken davon zeugen, daß diese Gegend auch bei denen beliebt ist, die die Pesete nicht dreimal umdrehen müssen.

Am Ethnographischen Museum vorbei – hier wachsen die wunderschönen Strelizien auf dem Feld, die von Urlaubern so gerne mit nach Hause genommen werden, weil sie sehr haltbar sind.

Hinter Tejina kommt dann endlich Bajamar und Punta de Hidalgo ins Bild. Die Betonklötze an der Küste zeugen in ihrer Bauweise davon, daß man sich hier in den sechziger Jahren touristischen Aufschwung versprach. Ob die Tatsache, daß Bajamar nicht so wetterbeständig ist wie beispielsweise der Süden und oft windiger ist als andere Orte, die Schuld daran trägt, daß sich die Hoffnungen nicht erfüllten? Dennoch: An der Küste, unten bei den Meeresschwimmbädern, über die immer mal wieder eine Welle hinwegfegt, treffen wir jede Menge Urlauber. Hier wird ausschließlich Deutsch gesprochen. Rentner dominieren die Szene. In der Sonne auf den warmen Steinen sitzen und bei leichtem Plausch aufs blaue Meer hinausschauen – so läßt sich das Leben ertragen!

Warum gerade Bajamar als Urlaubsziel, fragen wir eine Gruppe älterer Leute in Badekleidung unten am Wasser. „Die Ruhe ist uns wichtig“, sagt eine Dame aus Cuxhaven und „hier kann man in den Meeresschwimmbecken sehr schön baden ohne Gebühren bezahlen zu müssen, wie zum Beispiel in Puerto de la Cruz.“ „Und viel grüner als im Süden ist es hier auch“, setzt ihr Mann hinzu. Beide verbringen gerade ihren fünften Urlaub in Bajamar und gehören damit eher in die Kategorie der Neulinge – nicht wenige sind schon zwanzigmal und öfter hier gewesen. „Nu machen Sie bloß nicht so viel Reklame für Bajamar“, kommt die Stimme von hinten. Halb im Scherz, halb im Ernst sagt eine Frau aus dem Raum Osnabrück: „Sonst kommen die noch alle hierher.“

Wandern, die Ruhe, günstige Preise und die Tatsache, daß man in Bajamar immer Urlaubsbekanntschaften aus den Vorjahren wiedertrifft, sind die Hauptargumente für diesen Ort, der ein bißchen wirkt wie ein Tourismusziel von gestern. Drei bis sechs Monate bleiben die meisten derjenigen hier, die dem deutschen Winter entfliehen. Reiseveranstalter? Nein, privat haben Sie gebucht, wie in jedem Jahr. Über Preise schweigt man sich aus, da hört die Auskunftsfreudigkeit abrupt auf.

Wir fahren weiter zum Punta de Hidalgo. Daß die Polizei hier eher eine Seltenheit ist, wird auf dem Weg schon dadurch deutlich, daß die Mopedfahrer stets ohne Sturzhelm zu sehen sind. Die zerklüfteten Vulkanschluchten hinter dem tiefblauen Wasser sind ein herrliches Fotomotiv. Am Ende der Straße ein Denkmal zu Ehren Sebastian Ramos, „El Puntero“, einem hervorragenden Vertreter kanarischer Folklore. Seine beinahe lebensgroße Abbildung bewacht den Aussichtspunkt seit Juli 1990, wie der Inschrift zu entnehmen ist.

Nach einem Blick ins Hotel Oceano, das „erste Haus am Platze“ wie uns versichert wurd

e, haben wir uns ein gutes Stück deutschen Kuchen und eine Tasse Kaffee verdient. Wo? Na, im „Café Melita“ natürlich, das auf der ganzen Insel seit nunmehr 27 Jahren für seine gute Konditorei ebenso bekannt ist wie für die spektakuläre Aussicht über die Bucht. Und Glück muß man haben: Hildegard und Werner Bittermann, das Ehepaar, das dieses Café vor nun schon knapp drei Jahrzehnten übernahm, bevor es vor rund zehn Jahren an die Kinder überging, sitzt auch bei einer Tasse Kaffee. Hübsch gemacht wollen die Beiden zu einem Geburtstag der Enkelin. Das heißt Hildegard will und Werner … nun, halb zog sie ihn, halb sank er hin! Die Bittermanns haben nie daran gedacht, im Alter wieder nach Deutschland zu gehen. „Wer länger hier gewohnt hat, geht nie wieder nach Deutschland“, ist Frau Bittermann fest überzeugt. Und das habe keineswegs nur mit dem guten Wetter zu tun, setzt sie hinzu. „Bajamar hat etwas ganz Besonderes an sich, das man gar nicht beschreiben kann. Ich habe meinen Gästen immer gesagt: Schauen Sie mal da oben in die Berge. Da ist ein großes Loch – ein Nadelöhr. Wenn Sie einmal dadurch schauen, kommen sie von Bajamar nicht mehr weg – und das ist wahr.

Schade, daß wir nicht noch ein paar Touristenbetten mehr haben. Das wäre gut für den Ort.“ Das Café Melita ist längst eine Institution. Aber im Gegensatz zu unserer Annahme erklärt Frau Bittermann, daß es „vor allen Dingen von spanischen Gästen lebt“, besonders am Wochenende, wenn die Ausflügler aus Santa Cruz und anderen Ortschaften herkommen. Verständlich: Kuchen und Kaffee sind hervorragend und die Atmosphäre lädt zum Verweilen ein.

Bajamar ist ein seltsamer Ort. Er wirkt wie ein Überbleibsel aus den 60er Jahren und ist gewöhnungsbedürftig. Auf den ersten Blick wirkt das Ambiente manchmal ein wenig morbid. Je länger man dort ist, desto mehr geht ein beinahe undefinierbares Attraktivum von dieser Ansiedlung aus, die sich jeden Winter in einen Treff derjenigen Deutschen verwandelt, die Ruhe und gewohnte Umgebung den mondänen Touristenzentren vorziehen. Noch ein Tip für Fischesser gefällig? Im Casa Diris werden Sie sicher nicht enttäuscht.