Die Pyramiden von Güimar

Als der norwegische Forscher Thor Heyerdahl vor acht Jahren in einem Bericht einer lokalen Zeitung Photos von grünüberwucherten Hügeln sah, unterbrach er seine Forschungen in Südamerika, um nach Teneriffa zu reisen – zu groß war seine Hoffnung unter Werinreben und Kartoffeln Steine zu finden, stufenförmige Haufen, Pyramiden gar, die ihm das fehlende Stück in seinem Puzzle wären.

Heyerdahl zufolge war es kein Zufall, daß sich in zwei getrennten Erdteilen – in Mesopotamien, Ägypten und in Mexiko und Südamerika – Hochkulturen mit erstaunlichen Parallelen entwickelten: sie töpferten ähnliche Keramiken, beide bauten Schiffe aus Binsen und Rohr, errichteten Pyramiden in Stufenform und beteten Götter der Sonne an.

Eine mögliche Erklärung für diese Gemeinsamkeiten sieht Heyerdahl darin, daß die Völker miteinander in Kontakt standen. Der Norweger baute nach Bildern, die er bei Ausgrabungen gefunden hatte, Schiffe aus Schilfrohr, segelte von West nach Ost über die Ozeane und bewies damit, daß es schon damals möglich gewesen sei, mit solchen Seglern den Atlantik zu überqueren.

Und nun sollte er auch auf Teneriffa, in den Bergen über der Südostküste, Stufenpyramiden gefunden haben. Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen, Ausgrabungen liefen an, und am 17. April wird schließlich der Parque Etnograficó der Pyramiden von Güimar offiziell eröffnet: Sechs Stufenpyramiden und große Vorhöfe, wie sie wohl für Zeremonien genutzt worden sein könnten. Gerade darin sehen Heyerdahl und sein Team ein wichtiges Argument für einen Kontakt zwischen den Kulturen, denn sowohl Ägypter als auch Inkas und Mayas legten zu rituellen Zwecken vor ihren Tempeln riesige Plätze an.

Nun vermuten die Archäologen des Parks, daß auch die Ureinwohner Teneriffas, die Guanchen, hier einem Sonnenkult gehuldigt haben. Auch wenn die These umstritten ist – für Heyerdahl und seine Mitarbeiter ist es kein Zufall, daß die große Nordmauer von Güimar exakt in Richtung Sonnenuntergang während der Sommersonnenwende ausgerichtet ist und die Treppen auf die oberste Plattform während der Wintersonnenwende exakt Richtung Sonnenaufgang.