Santa Cruz

Die moderne Inselhauptstadt Santa Cruz mit ihren ca. 200.000 Einwohnern ist auch die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Santa Cruz de Tenerife, zu der noch die kleineren Inseln La Gomera, El Hierro und La Palma gehören. Santa Cruz ist einen Tagesausflug wert. Es liegt malerisch in einer geschützten Buch mit steinigen und kaum bewachsenen Hängen. Das Steil ansteigende Anaga-Gebirge im Norden und die Lage am Fuße der Hochebene von La Laguna bedingen ein mildes und meist sonniges Klima. Diese hervorragende Lage und auch die natürliche Bucht waren optimal für die Anlage des Hafens und haben die Stadt zum wichtigsten Handelszentrum der Insel gemacht. Hier ist nicht nur der zweitwichtigste Hafen Spaniens zu besichtigen (ca 12 Millionen Tonnen Güterverkehr jaährlich) – die Stadt bietet auch Einkaufsmöglichkeiten und das Flair einer typisch spanischen Provinzstadt mit quirligem Strassenleben und ruhigen Plätzen zum Ausruhen. Am besten besichtigt man die Stadt zu Fuss. Man parkt den Wagen im Parkhaus an der Plaza de España und schaut sich erst mal den Hafen an. Von hier starten die Fähren und Tragflügelboote zu den anderen Inseln, oft sieht man auch elegante Kreuzfahrtschiffe. Parkplätze in der Stadt sind rar, deswegen ist es auch eine gute Idee, mit dem Linienbus anzureisen. Vom Busbahnhof aus ist es ein kleiner Spaziergang in die Innenstadt

Der bunte, fast orientalische Markthallenkomplex Mercado de Nuestra Señora de Africa ganz in der Nähe des Busbahnhofs ist eine Augenweide und ein kulinarischer Spaziergang durch das Angebot der vielen tropischen Sorten von Obst und Gemüse. Hier finden sich an den Ständen alles, was das Herz begehrt oder was die Kamera einfangen soll. Auf den Kanaren wachsen Papayas und Mispeln, Chirimoyas und Ananas, Avocados mit je nach Jahreszeit unterschiedlicher Größe und Geschmacksrichtung und die köstlichen Guayavos, blaue und grüne Feigen, Granatäpfel und Passionsfrüchte oder Maracuyas. In entsprechender Höhenlage auf der Insel wachsen auch Äpfel, Birnen und sonstiges eher nordeuropäisches Steinobst von grosser Köstlichkeit, es gibt natürlich das ganze Jahr die herrlichen kanarischen Tomaten, die im Norden Europas im Winter so teuer bezahlt werden müssen. Nicht vergessen darf man die Tatsache, dass es drei Kartoffelernten pro Jahr gibt. Die Kartoffel ist überhaupt ein Kapitel für sich, es gibt viele unterschiedliche Sorten, von den heimgekehrten Emigranten aus Südamerika mitgebracht, alle köstlich. Es entstand ein regelrechter Kartoffelkult und die Knollenfrucht ist vom Speiseplan nicht wegzudenken. Die Kartoffeln haben liebevolle Namen bekommen wie „papa bonita“ (Hübsche Kartoffel) und „papa negra“ schwarze Kartoffel.

Im Untergeschoss des Marktes sind die Fischstände mit einer unglaublichen Vielfalt von Fischen und Meeresfrüchten. Hier sieht man riesige Thunfische und Schwertfische neben den beliebten Viejas (ein Papageienfisch) , Bonito (ein kleiner Thunfisch), Sama,Cherne und Dorada, die beliebten kleineren „Portions“-Fische, die auf keiner Speisekarte fehlen. Einheimische Meeresfrüchte sind lapas (Napfschnecken, die traditionell mit einer Knoblauchkräutersosse serviert werden und Tintenfische verschiedener Größe, die jeweils eigene Namen haben. Angefangen mit den kleinsten (chipirones) bis zum grossen choco, von denen einer bereits für eine Mahlzeit genügt. Meist gibt es im Restaurant aber deren zwei auf dem Teller! Unerschrocken kann man hier auch den zusammengerollten Muränen in die Augen blicken, die scheibenweise frittiert weit besser schmecken, als sie aussehen Wer nach all den Köstlichkeiten fürs Auge nun Appetit bekommen hat und nicht nur das gekaufte Obst essen moechte, der kann auf der Aussenseite der Markthalle in einem der äusserst schlichten kleinen Imbissrestaurants je nach Tagesangebot fast alles an Fischgerichten bekommen, was er vorher gesehen hat

Das neu gestaltete Naturwissenschaftliche Museum (Museo de la Naturaleza y el Hombre) befindet sich im alten Hospital Civil. Hier ist das Leben der Ureinwohner (der Guanchen) dokumentiert, besonders eindrucksvoll sind deren Mumien, ein Hinweis auf die erstaunlich hohe Kultur . Auch Gerätschaften der Guanchen sind zu sehen, zum Beispiel die Getreidemühlen fuer den Gofio (Grundlage für den den Getreidebrei), der damals bereits eine grosse Rolle in der Ernährung der Ureinwohner spielte und noch heute nicht wegzudenken ist vom Speiseplan der einheimischen Bevölkerung Die zweitälteste Kirche der Insel Nuestra Señora de la Concepción, wurde 1502 erbaut, ein fünfschiffiges Prachtexempel der Kirchenarchitektur des 16. Jahrhunderts. Sie wurde nach einem Brand im Jahr 1652 wieder aufgebaut und beherbergt neben einem schönen barocken Hochaltar mit einer Marienfigur des Bildhauers Jose Lujan Perez zahlreiche Seitenaltäre . Ebenfalls zu besichtigen sind die anlässlich des Angriffes von Admiral Nelson erbeuteten britischen Flaggen und das vom Eroberer de Lugo errichtete Kreuz (Cruz de la conquista). Weitere Kirchen sind die im 18. Jahrhundert erbauten Kirchen San Francisco am Platz gleichen Namens und die Kirche del Pilar. Sehenswert ist das kleine städtische Museum der schönen Künste (Museo municipal de bellas Artes) an der anheimelnden Plaza del Principe de Asturias

Der Stadtbummel wird durch die Mittagspause unterbrochen. Santa Cruz ist nicht nur Touristenort, man legt Wert auf seine Siesta von 13-16 oder gar 17 Uhr. Man kann in der Stadt bleiben und in Ruhe zu Mittag essen , zum Beispiel im Café del Principe (Plaza del Principe), ein ruhiges Plätzchen im Park mit einem Pavillon im Jugendstil. Zahlreiche Bars bieten tapas an und Restaurants gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel. Man kann chinesisch und italienisch essen, ein angenehmer Ort bei warmem Wetter ist auch die Plaza de la Candelaria mit der Marienstatue der Inselpatronin mit, die zusammen mit der Plaza de España das Wohnzimmer der Stadt bildet. Hier trifft man sich am kolossalen Kriegerdenkmal oder im Straßencafé und hier finden auch alle wichtigen Festivitäten des Jahres statt, sei es der weltberühmte Karneval mit seinen wochenlangen Ereignissen oder jedes andere wichtige Ereignis wie z.B. eine jährliche Buchmesse oder auch Folklore-Veranstaltungen an den entsprechenden Festen. Eine andere Moeglichkeit ist die Fahrt hinaus nach San Andres zum Las Teresitas-Strand mit seinem hellen Saharasand zum Mittagessen in einem der Fischrestaurants mit anschliessendem Sonnenbad. Zum Ausruhen und zu botanischen Studien bietet sich auch der Stadtpark an. (Parque Municipal Garcia Sanabria). Das ist eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt, 1920 angelegt mit alten Bäumen und Skulpturen.

Reisebericht Santa Cruz:

Der Nationalpark der Cañadas, das vergessene Dörfchen Taganana, die beeindruckende Schlucht Barranco del Infierno – über viele Sehenswürdigkeiten Teneriffas wird in den Ausflugsempfehlungen ausführlich geredet. Fast immer wird dabei die Hauptstadt der Insel glatt vergessen.

Die Qualität einer Stadt reicht uns Zivilisationsmenschen oft genug aus, ein mögliches Ziel zu disqualifizieren. Ungerechterweise, zumindest was Santa Cruz angeht, wie sich heute schnell herausstellen wird.

Beginnen wir’s ganz am Anfang: Santa Cruz enstand sozusagen heimlich! Ohne Grundsteinlegung, ohne Pauken und Trompeten, ja sogar ohne die unvermeidliche Ansprache vom Bischof. Obwohl Alonso Fernández de Lugo am dritten Mai 1494 mit 120 Mann im heutigen Stadtteil Cabo Llanos an Land ging, um Teneriffa zu erobern, gründete er hier keinen Ort. Santa Cruz wuchs einfach: Immer mehr Menschen wurden entlang des Küstenstreifens seßhaft, schufen ihre Wohnstätten und nach und nach Santa Cuz.

Im Windschatten des Anagagebirges und mit einem natürlichen Hafenbecken ausgerüstet, hatte die Stadt alle Vorteile auf ihrer Seite, wuchs rasch und entwickelte sich zur Handelsmetropole zwischen drei Kontinenten. 1803 löste sich Santa Cruz von La Laguna und wurde selbständig. Nur 19 Jahre später wurde man stolze Hauptstadt Teneriffas und noch stolzere Hauptstadt des kanarischen Archipels.

Heute ist Santa Cruz Verwaltungshauptstadt der westlichen Provinz (Teneriffa, El Hierro, La Palma und La Gomera). Hier findet sich der Sitz des kanarischen Parlaments und das Generalkapitanat.

Vor langer Zeit schwammen vor der Küste von Santa Cruz viele Chicharros, kleine Fische, der Sardine nicht unähnlich. Dieser unscheinbare Fisch gab den Einwohnern von Teneriffa ihren noch heute überaus gebräuchlichen Beinamen „Chicharreros“ (Lanzarote: „Conejeros“; Fuerteventura: „Majoreros“ usw.). Die Hauptstadt ist heute vor allem das Geschäftszentrum der Insel. Viele Elektronikgeschäfte im Hafenbereich, beinahe ausnahmslos im Besitz von Indern, zwingen zum Preisvergleich. Überhaupt ist ein Einkaufsbummel in dieser Stadt eine feine Sache, wenn Sie erst das Problem der Moderne überwunden haben:
Wie finde ich einen Parkplatz? Eigentlich kann man Besuchern dieser charmanten Stadt nur wenige Anfahrtsarten wirklich empfehlen. Entweder nehmen Sie ein Taxi, lassen sich vom Helikopter abwerfen oder kennen Santa Cruz bereits in und auswendig, wenn Sie endlich die ersehnte Parklücke erspäht haben. Denken Sie an uns – Sie werden diesen Tip zu schätzen wissen: Fahren Sie gleich in das Parkhaus unter der Plaza de Europa, das über die direkte Zufahrt an der Avenida José Antonio Primo de Rivera zu erreichen ist.

Und danach der Bummel über die beeindruckende Plaza de España erst einmal in das Touristik-Büro der Inselregierung im großen grauen Bauwerk an der Westseite der Plaza. Hier erhalten Sie einen Stadtplan und Informationen in deutscher Sprache von sehr netten, wenn auch manchmal etwas gelangweilt wirkenden Mitarbeitern.

Sollten Sie jetzt unseren Rat beherzigt haben, das Scheckbuch im Hotelsafe gelassen und mit einem begrenzten Bargeldvorrat ausgerüstet zu sein, könnten Sie ohne Gewissensbisse mit der besten aller Ehefrauen einen Streifzug durch die wichtigste Einkaufsstraße, die Calle Castillo, unternehmen. Viele kleine Geschäfte, Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein. Europäisches Warenangebot verquickt mit mediterranem Flair geben Santa Cruz den so eigenen Charakter.

Tun Sie sich selbst den Gefallen, sich treiben zu lassen. Die kleinen Gassen, ab von den Hauptstraßen, enthüllen den ganzen Charme dieser Stadt. Der Altstadtbereich im Viertel bei der Iglesia de la Concepción ist lohnenswert. Ein Blick in die Kirche sollte dabei nicht fehlen. Schlendern Sie dann unter den alten indischen Loorbeerbäumen auf der Rambla General Franco entlang. Am Kiosko La Paz auf der Rambla muß Zeit sein für einen Kaffee oder ein kühles Bierchen – die Seele baumeln lassen … einfach so!

Überhaupt sind die Kaffees und Bierchen wichtige Bestandteile eines Spaziergangs durch Santa Cruz: Dem Volk aufs Maul schauen, das kann man hier herrlich und entspannen. Und wenn Sie’s nicht glauben, setzten Sie sich doch einmal eine halbe Stunde in das Gartenrestaurant an der Plaza del Príncipe de Asturias! Danach, sozusagen als kulturelle Ergänzung, gefällt Ihnen vielleicht ein Besuch im Museum der Schönen Künste ganz in der Nähe?!

Es gibt eine Menge zu sehen in Santa Cruz – und noch mehr zu erleben für denjenigen, der zu beobachten gelernt hat und in der Lage ist, eigene Verhaltensmuster zu subtrahieren. Einer der wichtigsten Punkte in Ihrem Ausflugsplan sollte der Parque García Sanabria sein. Dieser Stadtpark versammelt eine Unmenge von botanischen Repräsentanten aller möglichen Herkunftsländer. Oder wissen Sie auf Anhieb, was afrikanischer Schneelorbeer ist? Kanarische Säulenkakteen neben einer gewaltigen Zeder aus Kuba. Hier treffen Sie nicht nur auf botanische Sehenswürdigkeiten. Mehrere, teilweise namhafte Künstler haben ihre modernen Plastiken im Park aufgestellt. Und damit die Kleinen nicht zu kurz kommen: Ein Kinderspielplatz und eine Minigolfanlage laden zur Kurzweil ein. Im Gartencafé bei der Sonnenuhr sitzt man sehr gemütlich, selbst wenn die Bedienung noch unfreundlicher wäre.

Bis vor wenigen Jahren noch lebte Santa Cruz „mit dem Rücken zum Meer“, wie oft gesagt wird. Das einst geschäftige Treiben im Hafen läuft praktisch isoliert vom Rest der Stadt ab. Mit dem neuen „Parque Marítimo César Manrique“ soll sich das nach und nach ändern, wenn es nach dem Willen der Stadtväter geht. Die Einweihung der ersten Phase hat die großen Meerwasserschwimmbecken, Sonnenterrassen und einige Infrastruktureinrichtungen für die Besucher freigegeben. Das neue Freizeitangebot wird von Einheimischen und Besuchern offensichtlich dankbar angenommen. Im vergangenen Karneval – in Santa Cruz der jährliche Höhepunkt aller Festivitäten der Kanaren – fanden im Parque Marítimo etliche Veranstaltungen statt und sorgten dafür, den neuen Park weiter bekannt zu machen.

Wer einen Überblick will, muß sich vom Anschauungsobjekt entfernen: Das gilt nicht nur, aber auch für die Stadt Santa Cruz. Auf der Straße nach La Laguna gibt es einen Platz, der Vistabella heißt und einen Rundblick fast über die gesamte Stadt gestattet.

Vom Überblick zum Durchblick: Sonntags morgens ist ein Besuch des Flohmarkts Pflicht, will man das exzentrische Warenangebot begutachten, das hier feilgehalten wirkt. Sie finden ihn rund um den in maurischem Stil erbauten Markt „Mercado Municipal Nuestra Señora de Africa“.

An Wochentagen, und wenn Sie nicht zu den Langschläfern gehören, lohnt sich auch der Besuch dieses quirligen Marktes mit den exotischen Obstsorten, frischen Kräutern und anderen kulinarischen Genüssen, die den Geruchssinn die Konzentration verlieren lassen.

Santa Cruz ist, wenn das Parkplatzproblem gelöst würde, eine faszinierende Stadt. Faszinierend deswegen, weil jeder ihr Ambiente mag, ohne es letztendlich genau definieren zu können. Nach Ihrem eigenen Besuch der Hauptstadt werden Sie genau wissen, was damit gemeint ist. Und sollten Ihnen irgendwann die Beine weh tun: An der Plaza de España finden Sie die Haltestelle für den kleinen Zug, der Sie in gemütlichem Tempo durch die wichtigsten Bereiche der Stadt fährt (das Bierchen hat er allerdings nicht an Bord!).