Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Ich habe es beinahe schon unmittelbar vor Augen, liebe Schwestern und Brüder. Ich meine das Bild, bei dem dreizehn Paar Sandalen entlang der Wand aufgereiht sind, schön in Reih und Glied gestellt – dort, vor dem Raum, an dem das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern stattfindet. Weshalb sie da stehen? Weil Jesus und seine Jünger sie ausgezogen hatten. Das ist nämlich üblich, wenn man im Orient ein Haus betritt. So stehen sie also nun stehen da, staubig, einige schief getreten, ausgefranst und abgelaufen. Die Jüngergruppe, das wissen wir zwischenzeitlich, war ja nun nicht gerade mit irdischen Reichtümern gesegnet. Und ihr Meister hatte ja zusätzliche immer noch betont: „Euer Lohn ist im Himmelreich“. Was immer das auch heißt.
Aber bleiben wir vorerst mal bei den Sandalen: erdnah und profan, tagein tagaus buchstäblich mit Füßen in den Staub getreten, geduldige Sklaven ihrer Besitzer. Drei Jahre lang schon hatten sie Jesus als wandernden Prediger und Heiler durch’ s Land getragen, die trockenen, oft steinigen Wege Palästinas: am Jordan entlang, hinauf in die Berge, hinab an die Küste des Mittelmeers. Die meisten dieser Wege waren auch die Sandalen der Jünger mitgegangen; sie hatten den Jubel und Trubel wunderbar geheilter Schwerkranker miterlebt, das Staunen der Menschen darüber, wie Jesus über Gott sprach: in einfachen Geschichten aus dem alltäglichen Leben, so nah, so schlicht, so überzeugend. Allerdings war da nicht immer nur Jubel angesagt; oft genug stieß ihr Herr und Meister Jesus auch auf Unverständnis und Hass. „Was bildet der sich denn ein, der Sohn eines Handwerkers? Der hat hier gar nicht zu sagen.“ Dann schüttelten sie den Staub von den Füßen und zogen weiter.
Doch nun wollen sie das Passahfest feiern, lagern sie auf die Polster gelehnt im Saal. Aber da gab es ja auch noch die Füße. Dass sie die Sandalen ausgezogen hatten, versteht sich von selbst. Und noch etwas gehört sich. Das ist das, was Jesus nun tut. Er füllt eine Schüssel mit Wasser, bindet sich eine Schürze um, um und fängt an, den Jüngern die staubig-dreckigen Füße zu waschen. „Aber das ist doch Sklavenarbeit“, protestiert Petrus, „du aber bist unser Lehrer und Meister!“ „Lass mich“, sagt Jesus. „Ich gebe euch hier ein Beispiel: Wer Herr sein will, der muss auch dienen können.“ (Joh. 13,15f.) Nur wer zupackt und sich die Hände schmutzig macht, darf auch ein weißes Hemd tragen. Jesus fängt ganz unten an, erdnah und sehr profan.
Zündfunke, 02.04.15
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