Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Hand auf’s Herz, liebe Schwestern und Brüder, wann waren Sie denn das letzte Mal sonntags beim Gottesdienst? Und wie war es? Haben Sie sich wohl gefühlt – oder irgendwie fremd? Also ich freue mich jedes Mal, wenn Gottesdienstbesucher in San Telmo mir rückmelden, dass sie sich wohlgefühlt haben; dass die Gebete zeitgemäß und vor allem verständlich seien. Viele freuen sich auch über die Mischung aus alten und vertrauten Liedern oder auch über die Gesänge aus Taizé. Manche sagen auch nur, dass ihnen die Atmosphäre wichtig war, die Ruhe, die sie verspüren durften und unlängst äußerte jemand: Wissen Sie, ich mag sogar den Geruch von San Telmo. Für mich riecht das irgendwie nach Sonntag – selbst im Urlaub. Und Sonntage mag ich ja auch zu Hause.
Nun finden sich in unseren Gottesdiensten wenig junge Menschen. Und manchmal frage ich mich: Wie muss das wohl für einen Zwanzigjährigen sein, wenn er unseren Gottesdienst mitfeiert? Wirkt da der Geruch unserer Kapelle eher abgestanden und a bisserl modrig? Musik und Lieder eher fremd und unbekannt? Oder auch für Christen anderer Konfessionen . Warum muss man an bestimmten Stellen aufstehen und sich dann wieder setzen? Lesungen und Gebete, sind das Texte in einer Sprache, die man hören und verstehen kann? Denken und Fühlen die Menschen der Bibel wirklich genau so, wie Menschen heute Denken und Fühlen? Kommt bei den Gebeten das zur Sprache, was ein junger Mensch auf dem Herzen hat oder auch jemand, der schon lange in keinem Gottesdienst mehr war? Und dann die Predigt? Können Menschen da was mitnehmen zum
Weiterdenken, zur Anregung?
Persönlich tut mir der gemeinschaftliche Gottesdienst am Sonntag mehr als gut. Und ich bin der Überzeugung, dass das vielen auch gut täte, wenn das Alltägliche mal unterbrochen wird. Wenn jemand Worte zu hören bekommt die anders sind als das, was er immer zu hören bekommt. Wenn man Gedanken vermittelt bekommt, auf die man alleine vielleicht gar nie gekommen wäre. Denn da bekommt das, was einen vielleicht schon lange und intensiv beschäftigt, eine andere Farbe – sieht auf einmal anders aus. Vielleicht wird man ja auch einfach nur ruhiger und gelassener. Im wahrsten Sinne des Wortes „ent-spannter“. Nicht bloß abgelenkt, sondern wirklich entspannt vom Alltag in dem Sinne, dass die Spannung nachlässt; dass man für eine gewisse Zeit eben nicht so unter Strom steht, ständig nach allen Seiten aufmerksam, um ja nichts zu verpassen und allem gerecht zu werden. Vielleicht gibt es das ein oder andere in einem solchen Gottesdienst, was auch Sie weiterbringen kann. Und vielleicht können ja auch Sie mal im Gefühl aus der Kapelle gehen: Ich bin nicht allein. Gott geht mit – ein schönes Gefühl.
Morgen könnten Sie es mal wieder probieren mit einem Gottesdienst. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir davon berichten würden. Z.B. über meine E-Mail-Adresse: HausMichael@gmx.net
Zündfunke, 14.03.15
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