Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Vor kurzem sagte mir eine Frau vor San Telmo: „Wir haben doch alle denselben Herrgott. Es gibt doch nur einen.“ Eine Aussage, die ich immer wieder zu hören bekomme und mit der die Frau deshalb sicherlich nicht alleine da steht. Laut einer Umfrage, die mal von der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt wurde, waren die Hälfte der Befragten der Meinung: Juden, Christen und Muslime glauben alle an denselben Gott. Interessant!
Das heißt doch dann aber auch: Die andere Hälfte ist sich da nicht so sicher. Die steckt dann entweder Juden und Christen oder andererseits Juden und Muslime in ein und denselben Pott des gleichen Gottes oder aber: Sie gehen davon aus, dass jede dieser Religionen an einen ganz anderen Gott glaubt. Und da, liebe Schwestern und Brüder, da hört es dann für mich doch irgendwo auf. Denn wie bitte schön soll ich mir das denn vorstellen? Dass der jüdische, der christliche und der muslimische Gott in einem – wie auch immer gearteten – Himmel sitzen und vielleicht miteinander Skat spielen? Oder dass die – wo auch immer – denselben Zirkus abziehen wie ihre Menschen hier unten auf Erden und sich in einem ewigen Wettbewerb darüber befinden, welcher Gott denn nun letztlich der Supergott ist?
Also bei allem, was würdig und recht ist: So würdelos kann Gott nicht sein. Ob nun jüdisch oder christlich oder muslimisch. Und deshalb glaube ich eben in der Tat, dass wir alle an denselben Gott glauben. Oder um es anders zu sagen: Dass das erste Gebot recht hat. Es gibt nur einen Gott. Und jetzt fragen Sie sich zurecht: Wieso dann aber Juden und Christen und Muslime? Nicht, weil wir an jeweils andere Götter glauben, sondern weil wir jeweils anders an Gott glauben. Und das bringt uns ja erst den ganzen Ärger miteinander ein. Oder aber auch den ganzen Reichtum. Je nachdem, wie man es nun sehen will. Dass es zwischen den Religionen mehr als genug Ärger gegeben hat und noch immer gibt, davon strotzen nicht nur die Geschichtsbücher, sondern auch die aktuellen Nachrichten.
Dennoch finde ich aber, dass es meinen Glauben reicher macht, wenn er sich mit anderem Glauben auseinandersetzt. Denn letztendlich ist doch aller Glaube immer auch ein Suchen. Ein Suchen nach der Wahrheit, die keiner allein für sich hat. Sicherlich: Wir Menschen haben eine Ahnung – zweifellos. Aber mehr auch nicht. Meine Ahnung setzt mich auf die Spur des christlichen Weges. Und auf dem werde ich bleiben, bis Gott mich eines Tages erkennen lassen wird, was die letzte Wahrheit ist. Und weil er, Gott selbst, die Wahrheit ist, sind wir alle gemeinsam und doch auch wieder jeder auf seine ureigene Weise auf der Suche nach Gott.
Zündfunke, 15.03.15
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