Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Von dem amerikanischen Psychologen Morgan Scott Peck stammt folgende Aussage: „Liebe ist nicht mühelos. Im Gegenteil, Liebe ist anstrengend“! Frisch verliebte Paare fassen sich wohl an den Kopf, wenn sie solch eine Aussage hören. Aber da die meisten von uns allen schon über einige Lebensjahre und damit über eine gewisse Lebenserfahrung verfügen, können Sie mir vielleicht zustimmen, auch wenn sie wieder einmal frisch verliebt sind, und sie solche Gedanken gerade nicht in ihrem Kopf haben wollen.Wir wissen alle, dass verliebt sein sich nicht unbedingt in Liebe verwandeln kann oder auch muss. Die Liebe beginnt erst dann, wenn das Verliebtsein zu Ende ist, wenn die rosa Wolken verschwunden sind, dann beginnt die eigentliche Arbeit. Und weil heutzutage viele diese Arbeit scheuen, oder es irgendwie sonst nicht schaffen, geschehen viele Trennungen bereits in dieser beginnenden Phase der Liebe.
Arbeit an der Liebe oder das schnelle Ende – gibt es keine Alternative?
Ich denke, es gibt sie!
Das Wachsen der Liebe ist ein täglicher Prozess, der oft nur mit Mühen und Schmerzen möglich ist. So wie vieles, was wir im Laufe unseres Leben freiwillig lernen, oder weil wir es lernen müssen. Natürlich möchte ich mir mein Leben leichter machen, wer nimmt schon gern freiwillig Mühen, Anstrengungen oder gar Schmerzen auf sich. Aber es scheint irgendwie nicht anders zu gehen. Im Leben allgemein und in der Liebe ganz besonders. Und der größte Schmerz beim Liebe lernen ist der, dass ich mich selbst nicht all zu wichtig nehme, dass der andere mehr für mich ist, als ich für mich, weil ich ihn verstehen möchte, weil ich wissen möchte, was er denkt und was er fühlt, um ihn dadurch noch besser zu verstehen.
Und trotzdem muss ich für mich alles tun, um eine selbstständige Person zu bleiben, auch wenn ich den Wunsch habe, dass wir beide unzertrennlich sind. Wenn ich möchte, dass der andere sich ändert, muss ich mich dabei zuerst selbst verändern. Und genau dieses verursacht dann die Schmerzen, die es auszuhalten gilt.
Ob dagegen wohl auch ein Kraut gewachsen ist – ich weiß es nicht – aber ich habe die Gelassenheit und das Vertrauen – dass ich von Gott geliebt bin – und dass er mir beisteht, auf meinem Weg des Lebens und der Liebe.
Zündfunke, 22.11.14
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