Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Evangelist Matthäus berichtet uns unter anderem in seinem Evangelium: Eines Tages ging Jesus mit seinen Jüngern durch ein Kornfeld. Die Ähren waren reif und voll – und Jesus und seine Jünger hatten Hunger, da sie schon längere Zeit nichts mehr zu essen hatten. So streiften sie, wie damals in Palästina üblich und erlaubt, am Wegrand einige Ähren ab, rieben die Körner heraus und aßen sie, um zumindest den größten Hunger zu stillen. Es war allerdings Sabbat, und nach den Ordnungen und Regeln dieses Tages galt ihr Tun als Ernten, und Ernten war am Sabbat nun mal nicht erlaubt. Einige, die sich damals um Recht und Ordnung kümmerten, brachten ihren Unmut gegenüber Jesus und seinen Freunden zum Ausdruck, die sich den allgemeingültigen Sabbatregeln widersetzten. Daraufhin versucht Jesus eine Antwort, die Fragesteller wollen ihn allerdings nicht verstehen.
Ein menschliches Bedürfnis, nämlich den Hunger – einer Jahrhunderte langen Ordnung und Tradition gegenüberzustellen, das empfanden die Pharisäer dann doch als zu große Provokation. Jemand, der sich nicht an Spielregeln hält, der ist gefährlich und den kann man nicht einfach ungeschoren davonkommen lassen.
Natürlich – Ordnung muss sein – sie erleichtert vieles im Leben. Ich glaube, ich kann mir nur andeutungsweise das Chaos vorstellen, das herrschen würde, gäbe es überhaupt keine Ordnungen – auch wenn das manches Mal so den Anschein hat. Nehmen wir nur mal die Straßenverkehrsordnung.
Auch eine Tagesordnung erleichtert so manche Gesprächsrunde, beugt Abschweifungen vor und kann Sitzungen raffen und kürzen.
Das Miteinander in einer Hausgemeinschaft regelt die Mietordnung. Und schon da wird es ab und zu problematisch. Was geht vor – die Einhaltung der Ordnung oder die Mitmenschlichkeit.
Auch wir als Kirche haben unsere Regeln und Ordnungen. Ordnungen für den Gottesdienst, für die Verwaltungsgremien usw. Und es gibt überall genügend Menschen, die sehr penibel darauf achten, dass diese Ordnungen auch eingehalten werden. Die Ordnung ist für den Menschen da – sie soll sein Leben regeln und ihm Hilfen anbieten – mehr aber auch nicht, denn eine Ordnung, die in ihrer Umsetzung unmenschlich wird – hat nichts mehr mit Orientierungshilfe und Liebe zu tun und ist somit sicherlich nicht im Sinne Jesu.
Zündfunke, 23.11.14
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