Zündfunke, 13.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Mit einem König verbindet man für gewöhnlich Macht, Reichtum und Hofstaat. Ein Hirte dagegen befindet sich eher am Rand der Gesellschaft. In der freien Natur führt er seine Herde zu den Futterplätzen und beschützt sie vor wilden Tieren. Ganz anders war das im alten Israel. Dort gab es diese Trennung nicht. Das wahre Königtum und das wahre Hirtenamt – diese Stellung nimmt dort allein Gott ein. Alle irdische Macht ist nur geliehen und hat sich vor Gott zu verantworten. Gott hilft seinem Volk und führt es aus der Unterdrückung, aus der Sklaverei in die Freiheit. Gottes Königtum, sein Hirtenamt richtet sich gegen alle selbstherrliche Macht der Herrscher.
Auf dem langen Weg des Volkes Israel in die Freiheit dichtet jemand ein „Protestlied“ gegen die machthungrigen Herrscher. Dieses „Protestlied“ ist uns bis heute als Psalm 23 im Alten Testament erhalten: „Der Herr ist mein Hirte!“ Und Gott ist ein König, ein Hirte, bei dem den Menschen „nichts fehlen wird“.
Diese Sicht von König und Hirte wird sehr früh auf Jesus übertragen:
„O König, Sehnsucht aller Welt, du Eckstein, der sie eint und hält:
o komm zu uns, o Herrscher mild, und rette uns, dein Ebenbild.“
Herrscher üben Macht aus und organisieren Massen. Jesu Königtum, sein Hirtenamt, unterdrückt niemanden. Ihm geht es um jeden einzelnen in seiner konkreten Lebenssituation: Dem einen verzeiht er seine Verfehlungen. Einen anderen heilt er von seinen Gebrechen. Einem dritten erklärt er, was dieser nicht versteht. Wer am Boden ist, den richtet er wieder auf. Wer verzweifelt ist, dem schenkt er neue Hoffnung.
Dabei ermutigt Jesus die Menschen, dass sie aufatmen und aufrecht gehen – in Würde und in Freiheit. Und er zeigt ihnen einen neuen Umgangsstil zwischen Gott und den Menschen auf. Und dieser neue Umgangsstil heißt: Liebe und Vertrauen.

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