Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
In der Adventszeit, verehrte Schwestern und Brüder, da spüre ich es immer wieder und immer noch: Wie als Kind „erwarte“ ich etwas. Nicht mehr Geschenke sind es, die ich sehnlich erwarte. Auch nicht den Lichterbaum, den Duft von Tannenzweigen und Bienenwachs. So recht weiß ich’s gar nicht zu beschreiben: So etwas wie … „Lebens – erwartung“. Nicht die statistische freilich, die in Zahlen angibt, wie alt die Menschen werden. Meine Lebenserwartungen sind andere, denn meine Erfahrung in der Familie und auch die berufliche als Seelsorger sprechen eine andere Sprache als Zahlen. Zwangläufig sind auch mit dem Älter werden Ent – täuschungen nicht ausgeblieben, mussten Träume verabschiedet werden… Und doch: Im Advent spüre ich besonders deutlich: Ich erwarte … ich erwarte … Leben!
Ich bin nun schon älter und meine Lebenserfahrung sagt mir: Lass deine Träume von menschlicherer Zukunft, was du noch alles unternehmen willst. Das Leben geht weiter in immer eingeschränkteren Kreisen und die verpassten Möglichkeiten schließen den Kreis. Die Zwänge nehmen zu und die Möglichkeiten nehmen ab. Aber im Advent spüre ich es jedes Jahr wieder: Nein, das ist nicht alles, es kommt noch was, ich erwarte – ja – was…?
Mit diesem staunenden Erwarten lese ich dann wie jedes Jahr in der Bibel: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. …
Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende …“ Das hat vor fast 3000 Jahren der Prophet Jesaja den Menschen seiner Zeit angekündigt. Das ist es, was ich immer noch und immer wieder „er-warte“: Dass Licht ins Dunkel kommt, dass Düsternis ein Ende hat.
Ich erfahre Zwänge im Leben. Aber der Lebenskreis ist nicht ‚geschlossen‘. Ich muss nicht um meine (nicht mehr vorhandenen) Möglichkeiten kreisen. „Der Stecken des Treibers ist zerbrochen.“
Das ist meine „Lebens – Erwartung“ gerade im Advent. Immer noch und immer wieder: dass es nicht immer nur im Kreis geht, dass mein Leben offen bleiben und offen werden kann für den der da kommt: Der entgegenkommende, sich öffnende Gott!
Dann ist Advent…
Zündfunke, 16.12.14
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