Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie den Josef, liebe Schwestern und Brüder? Den Mann mit der Laterne? Das hätte der sich auch nicht träumen lassen, dass er mal an einem solchen großen Fest wie Weihnachten eine tragende Rolle bekommen würde. Dass er in Millionen von Wohnzimmern als Krippenfigur nicht mehr wegzudenken ist. Josef, der Mann, der die Laterne hochhält. Er ist der Prototyp des Mannes, der sich an Weihnachten fragt: „Was soll ich hier eigentlich?“ Denn eigentlich wollte er vorher nichts wie weg; ja, so steht das in der Hl. Schrift geschrieben. Ist das nicht verständlich? Oder was würden denn Sie tun, wenn Sie erfahren würden: Dein Kind ist gar nicht dein Kind. Deine Frau hat was mit dem Hl. Geist gehabt und jetzt kriegt sie ein Kind – von Gott!
Da soll Mann nicht nervös werden? Da soll Mann nicht weg wollen? Die Talksendungen unserer Tage sprechen da doch eine eindeutige Sprache. Nur: Den Gentest gab es damals noch nicht – einen Test, mit dem man hätte so manches klarstellen können. Und so musste Josef da irgendwie durch. Sicher – damals gab es immer wieder Frauen, die angeblich von einem Gott geschwängert wurden. Zeus z.B., der höchste Gott der Griechen, der kam auf diese Art und Weise zu einer mehr als stattlichen Anzahl von Söhnen.
Doch selbst wenn Josef den angeblichen Seitensprung seiner Maria mit seiner Ehre hätte vereinbaren können: Was um Himmels willen macht man denn mit einem Sohn, der später einmal sagen wird, dass er eine Berufung hat? Der nicht den eigenen Betrieb übernehmen will und auch sonst recht wenig anfangen kann mit dem, was der Vater so tagaus und tagein macht? Also ich glaube: So etwas bedeutet Ärger – vielleicht sogar jede Menge Ärger. Jede Menge Geschichten, die nicht nur weit über die Hutschnur, sondern auch über den eigenen Horizont gehen.
Wenn Sie auch so ein Josef-Typ sind und wenn Sie jetzt vor Weihnachten gerade mal wieder das Gefühl haben: Was soll ich hier eigentlich? Warum steh’ ich denn hier und halte die Laterne hoch? Dann möchte ich Ihnen sagen: Sie haben eine tragende Rolle. Frauen wissen das mit Sicherheit zu schätzen. Und Gott noch viel mehr. Wenn ein Mann – einer von uns – seinen Stolz hinten anstellt und einfach tut, was getan werden muss. Wenn ein Mann nicht lang fragt, ob er zuständig ist, sondern wenn er einfach Verantwortung übernimmt. Also ich muss sagen: Ich bin dir unsagbar dankbar, lieber Josef. Denn ohne dich hätte der Hl. Geist es damals verdammt schwer gehabt. Aber nicht nur damals in Bethlehem, sondern wahrscheinlich auch heute.
Zündfunke, 18.12.14
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