Liebe Schwestern und Brüder,
Christliche Verkündigung mitten in der närrischen Zeit? Das scheint irgendwie nicht zu passen. Zum einen sind die Zeiten ernst. Zum andern sind Kirche und Religion immer so furchtbar bedeutungsschwer. Das ist auch kein Wunder, geht es doch um die ersten und die letzten Fragen. Themen wie Sinn, Leid, Schuld und Tod passen nicht gerade zu Ausgelassenheit und Frohsinn. Stimmt. Trotzdem: Nicht nur, weil ab heute der Karneval seinem Höhepunkt entgegeneilt, sondern weil den Kirchen ein wenig mehr Fröhlichkeit das ganze Jahr hindurch gut anstehen würde. Und ich hoffe, deshalb nicht weniger Nachdenkliches. Folgendes Gebet von Thomas Morus habe ich dazu gefunden.
Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen.
Schenke mir Gesundheit des Leibes, mit dem nötigen Sinn dafür, ihn möglichst gut zu erhalten.
Schenke mir eine heilige Seele, Herr, die das im Auge behält, was gut ist und rein, damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke, sondern das Mittel finde, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lass nicht zu, dass ich mir allzu viel Sorgen mache um dieses sich breit machende Etwas, das sich „Ich“ nennt.
Herr, schenke mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.
Thomas Morus
Eine gute Mischung aus Menschenfreundlichkeit und Humor das ganze Jahr hindurch ist für alle Seiten bekömmlich. Und zu einem ausgewogenen Lebensrhythmus gehören auch die Stunden der guten Laune, die närrischen Tage, die Zeit zum Lachen und die Zeit für den Tanz. Wir dürfen sie genießen, nach den Motto: „Wer nicht mehr genießen kann, der wird mit der Zeit selbst ungenießbar!“
Zündfunke, 12.02.15
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