Andacht, 17.11.11

Liebe Hörerinnen und Hörer

Theologie und Medizin sind heute weitgehend getrennte Disziplinen.
Das war in der Geschichte nicht immer so. Zur Zeit Jesu war der Auftrag der Verkündigung ausdrücklich mit dem Heilungsauftrag verbunden. In Evangelien lesen wir, dass Jesu Verkündigung auf Heilung zielte, und dass sein Heilen zugleich Verkündigen war.
Ein positiv gefüllter Glaube fördert unser psychisches und physisches Wohlbefinden. Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube, der in einem positiven Gottesbild wurzelt, therapeutisch wirkt.
Ich möchte das heute an einem Bibelwort aus Markus 12 verdeutlichen, wo Jesus die Frage nach dem höchsten Gebot wie folgt beantwortet:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften, und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Für mich ist dieses dreifache Gebot, Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben, eine Wegmarkierung für unser Leben und gleichsam eine psychohygienische Grundregel.
Jesus hat nicht gesagt: liebe deinen Nächsten und lass dich kaputt machen.
Es kann im Leben immer wieder Zeiten geben, in denen wir auch Nein sagen müssen, Zeiten des Rückzugs, um Kraft zu schöpfen.
Auch Jesus hat in seinem kurzen Erdendasein nicht ununterbrochen gewirkt. Er hat sich immer wieder zurückgezogen, um in der Stille, im Gebet mit Gott, Kraft zu schöpfen.
Gott lieben, das kann heißen, dass wir im Getriebe des Alltags bewusst Zeiten der Stille suchen und nehmen. Wo wir lernen, bewusst und achtsam mit uns umzugehen, da sind wir auch in der Lage, für andere da zu sein und sie zu lieben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Zeiten finden für andere, für sich selbst und in allem für Gott.