Dienstag, 29.11.11

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Hallo und herzlich Willkommen zu einem wunderschönen Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Haben Sie das gewusst? Gott ist ziemlich anhänglich. Er kommt immer wieder. Immer wieder fängt er die Sache ganz von vorne an, sagt noch einmal A – A wie Advent und wieder einmal versucht er es noch einmal bei uns irgendwie anzukommen. So feiern wir ihn Jahr für Jahr mehr oder weniger begeistert. Inzwischen haben wir ja auch Routine – oder nicht? Advent – das kennen wir; wir wissen, wie das geht. Und wir wissen auch, dass es vorbei geht. Dabei könnte es doch reizvoll sein, es mal wieder ganz neu zu entdecken.
Vor ein paar Tagen habe ich ein Mädchen gesehen, das etwas abseits von uns, auf einem extra angelegten Parcours versucht hat, das Fahrradfahren zu lernen. Es war schon ein größeres Mädchen, so vielleicht 13 oder 14 Jahre alt. Ein liebes Gesicht, strahlende Augen, und dann dieser etwas verschämte Blick, als es sich von mir entdeckt fühlte. Fahrrad fahren, das lernt man ja auch normalerweise viel früher. Vorausgesetzt man lebt in einem Land, in dem es Fahrräder gibt. Sie hat wahrscheinlich erst jetzt eins – oder es war nur geliehen. Aber sie lernt und übt jetzt, wie das geht, wenn es gut geht bzw. fährt. Das Gleichgewicht ist noch nicht so richtig da, es wackelt noch ziemlich bedenklich. Aber das wird schon, da bin ich mir sicher.
Ich habe ihr einen Moment zugeschaut und gestaunt, mit welch einer Spannung und mit welch einer Vorfreude, sie Stück für Stück besser und weiter vorangekommen ist. Nach kurzer Zeit bin ich weiter gegangen; denn bei solch persönlichen, ja fast intimen Angelegenheiten sollte die Öffentlichkeit nicht zu neugierig sein. Bestimmt hat sie es längst geschafft. Im Weitergehen dachte ich, so möchte ich noch einmal Advent feiern lernen, als ob ich Fahrradfahren lerne, noch einmal, mich üben in der Kunst, die Balance zu halten und in der Spannung, was passiert. Nicht sagen: Hab ich schon, weiß ich schon, ist doch immer dasselbe. Mir gefällt deshalb das Gedicht von Helmut Wielepp so gut. Er schreibt: „Sag nicht, ich weiß es schon, weil’s jedes Jahr so ist: erst kommt viermal Advent, und dann der heilge Christ. Freu dich und singe mit und zünd‘ die Kerzen an, als hättest du ihm dies noch nie zuvor getan. Lass dir doch Jahr um Jahr das Wunder neu geschehen: dass wir trotz unserer Schuld ihn wieder kommen seh‘n. Und dann vergiss es nicht: geh du mit diesem Schein zu dem, der ihn nicht hat. Gesegnet wirst du sein.“