Freitag, 2.12.11

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Advent ist eine Zeit des Wartens, das habe ich Ihnen diese Woche schon ein paar Mal ins Ohr geflüstert. Nur – das geb ich gerne zu – warten ist manchmal gar nicht so leicht. Das merke ich z.B. am Adventskalender. Als Kind konnte ich es kaum erwarten, morgens vor der langen Schnur zu stehen, an der so viele bunte Päckchen hingen. Mit meinen Geschwistern haben wir uns tagsüber darüber unterhalten, was wohl morgen drin sein wird. Und manchmal waren wir so ungeduldig, dass wir schon mal heimlich gefühlt haben, was denn da wohl als Nächstes so kommt. Aber dann war es am nächsten Tag gar nicht mehr so aufregend. Heute lese ich wieder ein Blatt meines jetzigen Adventskalenders – übrigens eines Internet-Adventskalenders der Diözese Linz. Ein Kalender, der mir jeden Tag neue Gedanken zur Adventszeit liefert, teilweise wirkliche tolle und faszinierende Texte und Gedichte.
Natürlich bin ich heute nicht mehr so aufgeregt wie als Kind, wenn ich da morgens meinen Rechner anschalte. Aber trotzdem fasziniert mich der Adventskalender immer wieder neu. Er bringt mich dazu, geduldig zu sein. Jeden Tag eben nur einen Text lesen und den dann den Tag über zu bedenken. Und es ist gut, dass es immer nur einen Text gibt. Denn könnte ich mehrere auf einmal lesen, würde ich wahrscheinlich sofort wieder vergessen, was ich gelesen habe. Weil es zu viel ist.
Warten mit dem Adventskalender, das heißt für mich mit wenig zufrieden zu sein. Nur ein Text am Tag. In ganz wenigen Worten so viel entdecken, dass es für einen Tag reicht.
In der Bibel wird von einem Mann erzählt, der sein Leben lang gewartet hat. Er heißt Simeon. Und er hat nie die Hoffnung aufgegeben, dass er eines Tages noch den Messias sehen wird – den Mann, der die Welt zum Besseren führen soll. Geduldig hat Simeon gewartet, bis er ganz alt war. In seiner Bibel hat er immer wieder gelesen, dass der Messias für alle Menschen Frieden bringen wird. Und er wird dafür sorgen, dass es endlich gerecht zugeht auf der Welt. Dass das Leben einmal besser werden soll, das wollte Simeon gerne auch miterleben. Darum hat er nie aufgehört zu warten. Ich glaube, Simeon hat in den wenigen Worten aus der Bibel so viel Hoffnung entdeckt, dass es für sein ganzes Leben gereicht hat. Und dann sieht er an einem Morgen plötzlich Maria und Josef mit ihrem kleinen Kind Jesus. Und da weiß er: das ist er. Das kleine Kind ist der Retter für die ganze Welt.
Für ihn hat sich das Warten wirklich gelohnt.
Für mich lohnt es sich auch im Advent das Warten zu üben. Weil ich ruhiger werde und ein bisschen geduldiger. Und weil ich manchmal in ganz kleinen Sachen ganz viel entdecken kann, was mir Mut macht. Gut, dass es dafür Adventskalender gibt – auch virtuelle.