Luftbad

Ein Luftbad, damit die Haut atmen kann…

Nicht nur Gesicht und Hände sollten der frischen Luft ausgesetzt sein, sondern ab und zu der ganze Körper Nichts als Luft , lautet ein bewährtes Rezept der Naturheilkunde . Immerhin ist Luft – ebenso wie das Wasser – ein Träger von Wärme und Kälte. Deshalb wirkt ein Luftbad ähnlich gut wie eine Wasseranwendung als ein zwar schwächerer Reiz, der eine Reaktion im gesamten Organismus auslöst. Deren Folgen sind ungemein vielfältig;

Das Herz arbeitet ruhiger und gleichmäßiger.

Der Kreislauf wird angeregt, so daß die Organe besser durchblutet werden.

Abweichender Blutdruck reguliert sich ein wenig – ist er zu hoch, sinken die Werte allmählich, ist er niedrig, steigen sie langsam an.

Im Blut vermehrt sich nach gewisser zeit die Zahl der roten Blutkörperchen, so daß es etwas mehr Sauerstoff aufnehmen kann.

Der Stoffwechsel wird etwas gesteigert und hilft daher überflüssige Pfunde leichter loszuwerden. Die Nerven beruhigen sich und führen zu einer umfassenden Entspannung des Organismus.

Das Immunsystem funktioniert besser als zuvor; dank dieser Abhärtung kann es Bakterien, Viren, Pilze kräftiger abwehren und den Menschen länger gesund erhalten.

Alles in allem lobt Dr. Josef H. Kaiser von der Kneipp-Gesundheitsschule in Boppard am Rhein das Luftbad „als ein vielseitiges Mittel zur Verhütung und Heilung von Krankheiten“. Wie alle natürlichen Reize muß auch das Luftbad richtig angewendet werden, damit es möglichst großen Nutzen und keinen Schaden hat. Grundsätzlich gilt: Luftbäder sind für jeden Menschen geeignet; vorausgesetzt, daß sie vorschriftsmäßig und sinnvoll angewendet werden. Luftbäder sind „Vollbäder“; der Körper ist unbekleidet, damit die Luft auf die ganze Haut einwirken kann.

Luftbäder werden nicht nach starren Zeitplänen genommen, ihre Dauer hängt vielmehr von der individuellen Reaktion des Körpers ab. Als Faustregeln gelten, je kälter die Luft, desto kürzer die Dauer, das Ende ist spätestens in dem Moment erreicht, indem der Körper zu frösteln beginnt. Wer bisher frische Luft lediglich an Gesicht, Hals, Hände gelassen hat, der muß seine Haut erst allmählich an den Reiz gewöhnen. Und zwar so: Mit einem Zimmerluftbad beginnen. Die beste Zeit dafür ist morgens, gleich nach dem Erwachen. Das Nachthemd oder den Schlafanzug ausziehen und im Raum hin und her gehen.. Währenddessen die Haut mit einem Frotteetuch leicht abreiben.

Die Dauer allmählich von 5 auf 15 Minuten ausdehnen – jedoch sofort aufhören, wenn das frösteln beginnt. Es folgt eine Zwischenstufe: das Zimmerluftbad bei geöffnetem Fenster – für das ansonsten dieselben Regeln gelten. Das Freiluftbad ist die eigentliche Form für diese Anwendung des Heilmittels Luft. Anfangs sollte es an windgeschützten Plätzen für wenige Minuten genommen werden, mit zunehmender Gewöhnung kann es auf Stunden ausgedehnt und bei fast jedem Wetter durchgeführt werden – selbst bei Kälte und Schnee. Seine gute Wirkung kann noch verbessert werden, indem man es mit einer Trockenbürstung zu einem „Luft-Bürsten-Bad“ erweitert. Benötigt wird dafür eine mittelharte Bürste mit Naturborsten oder ein Massagehandschuh aus Sisalfasern. Beachtet werden sollte die richtige Reihenfolge; am rechten Fuß beginnen und das Bein empor – dem Herzen zu – über die Haut streichen, dasselbe am linken Bein wiederholen, ebenso am rechten, dann am linken Arm; über Brust und Rücken wird von der Mitte aus nach außen gebürstet; auf dem Bauch wird die Bürste rechts unten in der Blinddarmgegend angesetzt und kreisförmig im Uhrzeigersinn über die Haut geführt.

Die gesamte Trockenbürstung sollte etwa 5 Minuten dauern, die beste Zeit dafür ist morgens gleich nach dem Aufstehen. Entscheidend ist dabei der Druck, mit dem die Bürste geführt wird; Die Haut sollte hinterher zwar kräftig gerötet sein, aber niemals Kratzspuren oder gar Striemen zeigen. Naheliegend ist die Verbindung vom Luftbad mit dem Sonnenbad. „Luft-Sonnen-.Bäder“ stellen die beste Möglichkeit dar, die eigenen Kräfte des Organismus zu wecken“, lobt Dr. Kaiser diese Kombination aus Temperaturreizung der Luft und Strahlenwirkung der Sonne. Er empfiehlt, beide nicht gleichzeitig, sondern nacheinander auf den Körper einwirken zu lassen. „Praktisch verfährt man so, daß man sich zunächst wenige Minuten der direkten Sonnenbestrahlung (bis zum Auftreten eines Hitzegefühls) aussetzt und dann wieder in den Schatten zurückkehrt.“ Je öfter, desto längere Zeit kann man jeweils in der Sonne verweilen.

Dennoch gelten sowohl die bereits genannten Vorsichtsmaßnahmen für Luftbäder und zusätzlich diese allgemeinen Regeln für Sonnenbäder. Anfangs nicht zu lange in der Sonne bleiben – mit heller Haut längstens 15 Minuten, mit dunklem Teint 25 Minuten. Allmählich diese Zeit verlängern – täglich um nicht mehr als 5 Minuten.