Montag, 22.11.11

Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Mit dem Wort Sünde verbinden die meisten Menschen Moral, bzw. Unmoral und die Kirche, die genau festlegt, was nun Moral und Unmoral ist. Erinnerungen an Verbote, Ablass, Fegefeuer und Hölle werden wach!
Was aber ist Sünde wirklich? Wenn wir in der Bibel nachschauen, dann ist Sünde dort sehr sachlich und nüchtern. Sündigen nach der Bibel bedeutet: trennen, scheiden, entzweien, aber auch undankbar sein und verachten.
Das bedeutet: der Mensch, der sündigt, entfremdet sich von sich selbst – und damit entfernt er sich von Gott. Aber die Sünde bietet dem Menschen auch die Chance, sich Gott zu nähern, weil Gott will, dass mein Leben gelingt und mir deshalb immer wieder die Chance zu einem Neuanfang schenkt.
Der geistliche Schriftsteller Anthony de Mello hat dafür ein schönes Bild gefunden: „Gott im Himmel hält jeden Menschen an einer Schnur. Wenn man sündigt, zerschneidet man die Schnur. Dann knüpft Gott sie mit einem Knoten wieder zusammen und zieht einen dadurch etwas näher an sich heran. Immer wieder schneiden unsere Sünden die Schnur durch und mit jedem weiteren Knoten zieht uns Gott näher und näher an sich heran.“
Bei diesem Bild kommt der Sünder ganz gut weg. Doch jeder Vergleich hinkt, auch hier. Gottes Beziehung zu uns ist nicht nur „Schnur“ sondern auch Freiheit. Aber dennoch entspricht dieses Bild der Gedankenwelt Jesu.
Durch unsere Sünden verfehlen wir die Gottes – und die Nächstenliebe und den Auftrag, die Schöpfung Gottes zu bewahren. Genau das sagt der ursprünglich griechische Begriff der Sünde im Neuen Testament aus.
Da Jesus um unsere Hinfälligkeit und Begrenztheit weiß, betont er in einem Streitgespräch mit Nachdruck: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ (Matthäus 9,13)