Qigong, Verstehen und Anwendung

7. Teil Fäuste öffnen und die 4. Übung
Kleine Wehwehchen; wir alle kennen sie und auch die Tendenz, sie wachsen zu lassen bis sie zu großen Wehen werden. Sie schleichen sich ein, sobald wir einen Schmerz im Rücken oder Kopf fühlen, ein leichtes Unwohlsein oder ein Husten. Wenn mir früher meine Mutter diese Dinge aufzählte, riet ich, „Bleib zuhause, ruh Dich aus bis es Dir besser geht“. Damit ist Schluss, diese Verkleidung als Krankheit täuscht mich nicht mehr, denn krank zu sein, das ist etwas anderes. Aber diese Wehwehchen blicken uns unschuldig an, warten darauf gepflegt und gehegt zu werden, damit sie schnell wachsen und sich ausbreiten dürfen. Bei der heutigen Übung geht es darum, sie loszulassen statt sie zu bekämpfen. Lass die Sorgen, die Kopfschmerzen, die Müdigkeit los, gib ihr keinen Raum in Dir. Der Begriff „wu wei“ aus dem Chinesischen zielt genau darauf ab. Still sitzen, nichts machen; dass heißt aber nicht Fernsehen oder Computer, sondern sich auf die eine Sache konzentrieren, die wir gerade tun, ohne in Tagträume und Sorgen abzutauchen. Es ist noch nicht mal mehr die Frage des halbvollen oder halbleeren Glases, sondern die Frage, „halt das Glas mal für eine Stunde und wenn es schon richtig schwer ist, sag mir dann wie wichtig es noch ist“.
Die 4. Übung beginnt wie immer in der Ausgangsposition und wir öffnen die Arme wie bisher, bis sie zu beiden Seiten gestreckt sind und die Handflächen zum Himmel zeigen. Die Fersen bleiben bei dieser Übung zusammen. Wir atmen ein, halten den Atem und schwingen den Oberkörper 45º nach links und wieder nach vorne. Bei der 2. Schwingung drehen wir wieder 45º und dehnen den Brustkorb noch ein bisschen weiter nach links, bevor wir wieder vorne ankommen. Die letzte Schwingung wiederholt die ersten beiden Schritte und jetzt drehen wir auch den Kopf bis er auf die linke Handfläche blickt. Wieder vorne, dürfen wir ausatmen. Der Ablauf wird nach rechts wiederholt.
Jetzt drehen wir die Handflächen zum Boden und wiederholen die Bewegungen erneut.
Dann senken wir die gestreckten Arme bis unser Handgelenk and der Hüfte ankommt. Die Handflächen zeigen immer noch zum Boden, das heißt, die Hände sind jetzt abgewinkelt. Erneut wiederholen wir die drei Bewegungen links und rechts. Bei der Atmung ist zu beachten, sie während der Drehungen zu halten und nur im Ruhezustand ein-und auszuatmen.
Danach bringen wir die Arme wieder in die seitliche horizontale Position und führen sie nach vorne. Jetzt winkeln wir die Ellbogen an um die Hände zum Brustkorb zu nähern und abschließend auf Unterbauch zu legen.

In der nächsten Folge : Wir sind wichtig und die 5. Übung
Susanna Gotthard
Internationale Wudang-Dao Akademie
www.wudang-dao.com