Züdfunke, 01.07.12

Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Im vergangenen Sommer war ich mit einem Bekannten in Deutschland zum Rasenmäher kaufen. Der, für den er sich dann entschieden hat, hatte neben der Firmenmarke den Schriftzug kleben „Sonntags immer“. Zuerst konnte ich mit diesem Ausdruck nicht viel anfangen. Aber dann habe ich begriffen, dass der Rasenmäher wohl so leise sein soll, dass er nicht mal gegen die Lärmschutzbestimmungen an Sonn- und Feiertagen verstößt. Also kann er sogar sonntags seinen Rasen mähen – aber ob er das auch will? Ich habe ihn darauf angesprochen und er hat mir gesagt: Nein, das ist für mich doch nicht entscheidend. Und er sprach mir eigentlich aus dem Herzen. Denn: Ich habe sonntags schon immer nach dem Prinzip gehandelt, an diesen Tagen möglichst wenig von dem zu tun, was zu den Pflichten des Werktages gehört. Dabei geht es mir zunächst mal gar nicht so sehr um das 3. Gebot, als vielmehr um den Sonntag, der so auch ein Zeichen der Freiheit für mich selbst.
Für die Juden allerdings gehört dieses 3. Gebot – „Du sollst den Sabbattag heiligen“ – zu den wichtigsten der 10 Gebote. Die ersten Christen haben es bald übernommen und doch mit einem anderen Akzent versehen. Es ist nicht mehr der Sabbat, also der Samstag, sondern der Sonntag, als der Tag der Auferstehung Jesu. Dieser Tag gilt als Ruhetag und als Tag des Gottesdienstes. Also nicht ob man dies oder jene Arbeit tut oder tun darf ist an diesem Tag von Relevanz, sondern dass wir Menschen Pause machen, dass wir innehalten und eine besondere Station auf dem Weg durch die Woche einlegen. Und wenn ich von Freiheit gesprochen habe, dann meine ich, dass man eben etwas davon erfahren kann, was frei sein heißt und dass man sich auch mal freigeben darf.
Natürlich kann man heutzutage am Sonntag alles machen. Viele müssen auch am Sonntag arbeiten und sich die freie Zeit an anderen Tagen der Woche nehmen. Man kann einkaufen und manche muten sich am Sonntag noch mehr Stress zu, als an den anderen Tagen der Woche. Ja, die Angebote am Wochenende können jede Chance, zur Ruhe zu kommen, totschlagen. Aber muss man das mitmachen? Für mich ist der Sonntag ein Tag mit Signalwirkung: Ich spüre, wie gut mir die Freiheit tut, die er mir schenkt. Ich kann aus der Mühle aussteigen, muss nicht wie ein Hamster pausenlos im Rad laufen. Auf diese Art und Weise erinnert dieser Tag dann eben auch an den 7. Schöpfungstag, der ja auch ein Ruhetag war – frei von allen Zwängen. Und von dieser Freiheit bleibt uns etwas erhalten, wenn wir solche Tage nutzen, um nicht zu tun, was wir sonst immer alles müssen. Es gibt viele Angebote, diese Freiheit zu nutzen: Dazu gehört die Gemeinschaft mit unseren Familien oder Menschen, die uns nahe stehen. Dazu gehört sicherlich auch der Gottesdienst an diesem Tag. Aber auch einfach, dass wir abschalten und Ruhe tanken für eine neue Woche. Die Freiheit, das heute tun zu können, die wünsch ich ihnen von ganzem Herzen – zumal ja heute ein Fußballweltmeisterschaftsfreier Sonntag ist!!