Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Damit will ich nichts zu tun haben. Sollen doch die sich die Finger schmutzig machen. Ich wasche meine Hände in Unschuld.“ So, liebe Schwestern und Brüder, sprechen die drei berühmten Affen, die nichts hören, nichts sehen und auch nichts sagen wollen. Aber wirklich nur sie? Nein, so sprach auch Pilatus, als er Jesus verhört hatte.Erinnern wir uns: Als römischer Statthalter in Jerusalem hatte Pilatus auch die Aufgabe, das besetzte Volk, welches den Römern durchaus mit Missmut und Argwohn, Ablehnung und mitunter auch unverhohlenem Hass begegnete, bei Laune zu halten. Aufstände und Terroranschläge sollten möglichst vermieden werden – und wie kann man das besser, als wenn man die Gefühlswelt des besetzten Volkes im positiven Sinne ruhig stellt. Genau aus diesem Grund wird vor hohen Feiertagen ein populärer Gefangener freigelassen. Doch dieses Mal hat Pilatus ein nicht unerhebliches Problem: Er kann sich nicht zwischen zwei Gefangenen entscheiden. Da ist einmal Barrabas, ein berüchtigter Widerstandskämpfer, der im Volk sehr beliebt scheint. Eigentlich müsste der hingerichtet werden, weil sein Strafregister diesbezüglich lang und er für die Besatzungsmacht nicht ungefährlich ist. Und da ist andererseits ein gewisser Jesus; und aus dem wird Pilatus nicht recht schlau. Kenne sich auch einer mit diesen Orientalen aus. Also denkt er: Soll doch das Volk entscheiden. Wen wollt ihr haben? Die aufgehetzte Menge will Barrabas. Und Jesus? Ans Kreuz! „Als aber Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache.“
Da ist einer heillos überfordert, will nur noch seine Ruhe haben; auf eine Hinrichtung mehr oder weniger kommt es schließlich nicht an. Es ist das alte Spiel: Mir ist das alles zu kompliziert; außerdem habe ich noch was Anderes zu tun. Also – seht ihr zu, ich wasche meine Hände in Unschuld. Aber das ist eine Lüge. Denn Pilatus ist schließlich nicht unschuldig! Auch wenn er die Entscheidung abwälzt, so bleibt er doch für das Abwälzen verantwortlich. Und für die Folgen; in diesem Fall für den Tod eines Menschen.
Und was, wenn Pilatus Jesus, den Unschuldigen, frei gelassen hätte? Dann gäbe es einen verantwortungsbewussten, ehrlichen Politiker mehr, nicht schlecht! Und es gäbe nicht den Satz „gekreuzigt unter Pontius Pilatus.“ Mit diesem Satz im Glaubensbekenntnis hat er ein prominentes Denkmal erhalten; allerdings kein ehrenvolles.
Zündfunke, 01.04.15
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