Zündfunke, 04.04.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Karsamstag, liebe Schwestern und Brüder, der Tag nach dem blutigen Freitag. Tag der Stille, Tag der Grablege, Tag des Innehaltens nach all den aufwühlenden Ereignissen gestern. Was ist an diesem Tag genau geschehen? Was können wir für uns anhand der Überlieferung heutzutage nachvollziehen? Lassen Sie es mich versuchen uns dies bildlich vor Augen zu führen. Was da geschehen war, es war eine schmutzige Arbeit. Doch jetzt, einen Tag später, ist die Angelegenheit erledigt; dieser latente Unruhestifter, dieser seltsame Wanderprediger aus dem Kaff im Norden Israels, richtig: Nazareth und der Mann hieß Jesus, er ist tot und begraben. Die ewig nörgelnde Religionsbehörde in Jerusalem ist wieder einmal zufrieden gestellt und das Kreuz: es ist leer, der tote Körper abgehängt – sozusagen frei für den nächsten Delinquenten. Doch jetzt ist erst einmal Feiertag im Land. Die Inschrift, dreisprachig: „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ landet im Müll der Geschichte. Was den Toten betrifft, da konnte man großzügig sein; warum sollte der kein ordentliches Grab kriegen? Einer seiner Anhänger hatte ein brandneues Familiengrab zur Verfügung gestellt, nobel, eine kleine Höhle in den weichen Jerusalemer Kalkfelsen gehauen und wie üblich mit einem großen, schweren Rollstein verschlossen und zusätzlich amtlich versiegelt. Zur Sicherheit ist außerdem eine Wache abkommandiert, ein letzter Gefallen an die jüdischen Behörden. Die hatten, wie üblich, noch tausend Bedenken: Wer weiß, was fanatische Anhänger mit dem Leichnam ihres Gurus alles anstellen können? Aber das war’s dann wohl.
Soweit, am Tag danach, Pilatus, der römische Gouverneur, der das Todesurteil über Jesus zu verantworten hatte. Wir wissen, dass sich aus dem Müll der Geschichte eine neue Religion erhob, ausgestattet mit einer unwiderstehlichen geistigen Energie. Diesen Toten mit Soldaten zu bewachen? Lächerlich. Diesen Toten konnte kein Grab halten. Am nächsten Tag ist es leer. Ein Schock. Wenn wir heute fragen: Was ist denn nun wirklich passiert? kann die Antwort nur lauten: Wir wissen es nicht. Wir haben nur die Erzählungen darüber, wie die Frauen, die Jünger offenbar Begegnungen mit ihrem toten Freund und Lehrer hatten, – nichts anderes als Gottesbegegnungen. Die lassen sich nicht erklären, nur glauben. Oder auch nicht. Jedenfalls: Dieser neue Glaube wurde zur Weltreligion. Seltsam, aber wahr.

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