Zündfunke, 07.01.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Und als die drei Weisen aus dem Morgenland endlich ihren Stern gesehen hatten, liebe Schwestern und Brüder, und als sie wussten, wo sie hingehen sollten, da machten sie sich auf und gingen ins nächste Reisebüro. „Dreimal Bethlehem mit Hotel und Vollpension bitte.“ Doch die Antwort war nicht die, die sie hören wollten. „Ich hätte da um diese Jahreszeit eher ein nettes Hotel auf Teneriffa oder eine der anderen kanarischen Inseln. Israel! – Israel ist doch viel zu gefährlich; noch dazu, wo Bethlehem in den Gebieten der Palästinenser liegt. Nein, nein, da haben wir alle Angebote gestrichen. Ob sie es trotzdem auf eigene Faust riskiert hätten und ob sie heil angekommen wären, in diesem Jahr 2015 – ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wäre die schöne Erzählung von den heiligen drei Königen, die ja endgültig klar macht, dass Jesus, dass Gott wirklich für alle Menschen zur Welt gekommen ist, heute so nie geschrieben worden.
Denn die Wirklichkeit vom „Frieden auf Erden“ sieht doch leider ganz anders aus. Gestern war das Fest der drei populären Heiligen, die noch einmal die Friedensbotschaft von Weihnachten in alle Häuser gebracht haben. Ich muss ehrlich zugeben, dass es mir in der diesjährigen Weihnachtszeit – und wir befinden uns ja immer noch mitten drin – dass es mir sehr schwer gefallen ist, diese Friedensbotschaft anzunehmen. In den Kirchen und den Häusern stehen noch die Krippen mit dem kleinen Jesus. „Gott hilft“, heißt dieser Name übersetzt… „Gott hilft“ – dahinter steht aber leider nur allzu oft ein Fragezeichen, obwohl Weihnachten doch eigentlich ein Ausrufezeichen setzen soll. „Da ist oft mehr Hoffnung drin als Erfahrung“, so habe ich unlängst bei einem Kollegen mal gelesen. „Jesus – Gott hilft“ – was kann denn der Glaube an das kleine, wehrlose Kind in der Krippe ausrichten?
Manchmal, so scheint es, klappt’s ja wirklich: Da kommt die Kraft aus der Ohnmacht heraus. Ich möchte Ihnen dazu ein kleines Beispiel von Bekannten erzählen. Die hatten vor Jahren mal Glasengel an ihrem Weihnachtsbaum hängen. Glasengel, die nicht gleich aussahen, weil sie auch keine Fabrikware waren. Vielmehr sind sie aus Scherben entstanden, die aus Bethlehem gekommen waren. Die kaputten Fenster, aus denen sie stammten, haben wir vielleicht sogar vor Jahren mal in einem Fernsehbeitrag gesehen. Denn bei den vielfältigen und seit Jahren andauernden Kämpfen zwischen Israelis und Palästinensern sind sie zu Bruch gegangen. Und einige Handwerker hatten dann vor Jahren die Idee, die Scherben zu sammeln und daraus eben kleine Engel zu machen. Die haben sie dann in die ganze Welt verschickt – als Zeichen der Hoffnung aus Spuren der Verwüstung. Sie sind bis heute ein Zeichen des Glaubens an Gott, auch wenn meine Welt zu Bruch geht. Diese Engel sprechen für sich – und die Kraft, die hinter ihnen steht, die wünsche ich Ihnen und mir in diesem Jahr 2015.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert