Zündfunke, 08.11.14

Haben Sie es gewusst, liebe Schwestern und Brüder? Heute ist der „Internationale Tag der Putzfrau“. Noch nie gehört? Also doch mal wieder was Neues durch den Zündfunken erfahren. Ich habe diese Info aus dem Internet. Da steht im Kalendarium, dass heute dieser Tag gefeiert wird. Sonst nichts. Nicht, wie er entstanden ist; nicht, welche Organisation dahintersteht; keine Ahnung, ob diesen Tag überhaupt wer wollte.Ich habe auch null Ahnung, ob ihn irgendjemand feiert und gleichfalls null Peilung, ob es irgendeinen offiziellen Festakt gibt.
Aber sagt das nicht schon alles? Stell dir vor, es gibt einen internationalen Tag. Und keiner geht hin. Keiner nimmt ihn überhaupt wahr. Und schon gar nicht die Putzfrauen. Drei habe ich im Vorfeld meiner Recherchen gefragt. Und? Die wissen nichts von „ihrem“ Tag. Die wissen nur etwas von ihrem Alltag. Und in dem kommen Scheuermittel und Putzlappen vor. Keine Lorbeeren. Keine Lobeshymnen. Kein „Wie-gut-dass-es-euch-gibt“.
Aber so ist es doch. Auch wenn es selten einer laut sagt. Wo wäre denn unsere Gesellschaft ohne die Putzfrauen? Ohne die Reinigungskräfte, die zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Schrubber und Besen durch private und öffentliche Gebäude eilen? Auf ihre Weise dafür sorgen, dass das Leben sauber ist und wie geschmiert läuft.
In der Rangliste der gesellschaftlich erstrebenswerten Berufe liegt das Saubermachen für die Gesellschaft ziemlich weit unten. Müllmänner, Putzfrauen und Toilettenpersonal sind nun einmal Berufe, für die es kein Abitur braucht. Aber das Abitur braucht diese Berufe. Weil in einer Gesellschaft immer die einen die anderen brauchen. Nur – in aller Regel sieht das oft keiner. Die mit dem Abitur werden belobigt und ausgezeichnet, feiern ein riesiges Fest mit Freunden und Bekannten, Familie und Verwandten. Und die anderen? Die räumen anschließend den Dreck weg; tragen Sorge dafür, dass nach der Übergabe des Reifezeugnisses der einen, die anderen nicht im Dreck weiter machen müssen.
Deswegen finde ich die Idee mit dem Internationalen Gedenktag eigentlich gar nicht schlecht. Noch besser fände ich allerdings, wenn es viele Tage gäbe, an denen Aufmerksamkeit und Respekt herrscht. Nicht nur für die großen Taten, die in Zeitungen stehen. Sondern für die vielen kleinen Rädchen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten.

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