Zündfunke, 09.01.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Tu, was dir vor die Hände kommt, denn Gott ist mit dir.“ Dieser Satz, liebe Schwestern und Brüder, wird in der Bibel zu einem frisch gesalbten König gesagt. Ich finde, es ist auch ein schöner Satz für Normalsterbliche: „Tu, was dir vor die Hände kommt, denn Gott ist mit dir.“ Etwa, wenn ich an meinen Schreibtisch denke. Ich könnte manchmal verzweifeln angesichts der Papierberge, die sich auf ihm angesammelt haben. Und wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren. So erledigt sich natürlich gar nichts. Stattdessen: Tu, was dir vor die Hände kommt. Schau einfach, was sich als erstes anbietet und grübele nicht darüber nach, ob etwas anderes wichtiger ist.
Tu, was dir vor die Hände kommt – das ist der Freiraum in einem voll geplanten Tag, ein Satz, der mir Mut macht, trotz eines prall gefüllten Terminkalenders für Überraschungen offen zu bleiben. Z.B. für eine überraschende Begegnung. Ich treffe einen Menschen, der meine Zeit braucht, oder ich finde jemanden, der gerade für mein Problem die richtige Lösung parat hat. Es wäre doch schade, wenn ich so etwas vor lauter perfekter Planung verpassen würde. Ist dieses Gespräch, das sich gerade ergibt, tatsächlich wichtig genug, meine Termine umzustellen? Schau, ob es dir vor die Hände kommt, und vor allem: denk dran: Gott ist mit dir.
Ohne dieses Gottvertrauen klappt es nämlich nicht. Gott ist mit dir – das erinnert mich daran, dass ich, bei aller Planung, doch nicht den völligen Überblick habe. Und selbst, wenn es nach menschlich-objektiven Maßstäben vielleicht besser gewesen wäre, bei der ursprünglichen Zeitplanung zu bleiben – wer sagt denn, dass Gott nicht gerade darin einen Sinn erkennt?!
Tu, was dir vor die Hände kommt. Gestern war das zum Beispiel einer der Menschen, die hier auf der Strasse leben und immer wieder Kontakt zu unserer Gemeinde haben, weil wir sie in ihrer Not ein klein wenig unterstützen. Er wollte mir unbedingt Neuigkeiten aus einem spanischen Geschichtsbuch vermitteln. Das lief mir zwar zeitlich total entgegen, aber das Gespräch war trotzdem schön, obwohl ich eigentlich viel zu tun hatte. Später habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit schneller von der Hand ging. Ob das nicht gerade daran lag, dass ich mich mit etwas ganz anderem, mit einem Menschen beschäftigt habe, der das gerade sehr gebraucht hat? Er kam mir eben vor die Hände, und Gott war mit uns.
Wer weiß, was Ihnen heute an diesem Tag vor die Hände kommt? Tun sie es, Gott ist auch mit Ihnen.

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