Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Eintausend Puzzleteile – an ein so großes Puzzle hatten sich die Kinder unserer Bekannten noch nie gewagt. Viele Tage waren sie geduldig an der Arbeit und freuten sich daran, wie das Bild immer größer wurde und die fehlenden Teile immer weniger. Aber dann kam zum Schluss die Enttäuschung: Das letzte Puzzleteil fehlte. Verloren gegangen im Staubsauger oder im Magen ihres Hundes, jedenfalls war es unauffindbar. Statt Freude und Stolz, große Enttäuschung.
Die Enttäuschung darüber, dass etwas nicht fertig wird, das etwas bruchstückhaft bleibt, das kennen nicht nur Kinder beim Puzzlen, diese Erfahrung machen auch viele Erwachsene. Vieles, was Menschen anfangen, wird nicht fertig, sondern bleibt mehr oder weniger unvollendet. Jedenfalls bleibt es sehr oft hinter dem zurück, was wir als Ideal im Kopf haben.
Die Frage ist, wie gehe ich mit den unvollendeten Puzzlen meines Lebens um? Ich denke, ich sollte nicht so sehr auf die leeren, sondern viel mehr auf die fertigen Stellen sehen. Leider tue ich oft genau das Gegenteil. Im Gottesdienst zum Beispiel: da können vier Predigten ganz toll und super sein, dann kommt eine, bei der ich das Gefühl habe, sie kam nicht so rüber, wie erhofft; hat die Mitfeiernden nicht erreicht oder ihnen keine neuen Gedanken eröffnet – schon ist der ganze Tag im Eimer und die vier zuvor gehaltenen Predigten sind nichts mehr wert. Unsere Bekannten haben ihre Kinder getröstet: Schaut mal, ihr habt 999 Puzzelteile geschafft, da kommt es doch jetzt auf das eine gar nicht so sehr an.
Ich denke, so sollten wir Erwachsenen es auch machen: Viel mehr auf das schauen, was uns gelungen ist, und nicht so sehr auf das, was noch fehlt.
Den ich glaube, so geht auch Gott mit den Bruchstücken meines Lebens um. Ein Pfarrer hat einmal gesagt: Wir Menschen sind „Gottes gesammelte Stückwerke“. Gott lässt uns mit unserem bruchstückhaften Leben nicht einfach liegen. Er sieht die guten Möglichkeiten auch in dem, was unvollkommen ist. Gott „ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben“ (Psalm 34,19), heißt es in einem Psalm der Bibel. Das finde ich tröstlich, besonders wenn es sich bei manchen Bruchstücken um richtige Scherbenhaufen handelt: Die gescheiterte Lebensplanung, der verfehlte Beruf, die zerbrochene Partnerschaft. Gott nimmt sich auch dieser Stückwerke an und will etwas Gutes daraus entstehen lassen.
Ich glaube deshalb, wir Menschen können Gott unsere gesammelten Stückwerke und Scherben hinlegen und ihm zutrauen, dass er daraus noch etwas ganz Neues und Gutes machen kann.
Ihnen allen einen guten Sonntag.
Zündfunke, 22.02.15
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