Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
An diesem ersten Adventssonntag, liebe Schwestern und Brüder, heiß ich sie herzlich Willkommen. Ich weiß: Viele sind gar nicht so begeistert, dass jetzt schon wieder Advent ist, gerade war noch Sommer und Herbst, und jetzt geht’s mit schnellen Schritten auf Weihnachten zu. Manch einen unter uns höre ich regelrecht stöhnen über diese Tatsache… In mancherlei Hinsicht geht es mir ja ähnlich, und doch: Ich kann mich freuen, dass jetzt die 1. Kerze am Adventskranz brennt. Es ist gut, dass nicht ich selbst den Kalender und das Tempo der Zeit vorgeben kann – vielleicht würde es mir nie „in den Kram“ passen, es wäre immer zu früh! Warum ich mich freuen kann? Ich will es an einem Beispiel erzählen:
Viele gespannte Augen kommen mir in den Sinn, wenn ich daran denke, wie es sich abspielt jedes Jahr, seit nunmehr 10 Jahren. Es sind die Augen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – gerichtet auf die Fassade eines Hauses, dessen Fenster (24 an der Zahl) im Dunkeln liegen, bis auf eines. Dieses eine wird dann – Abend für Abend im Advent ein Neues – feierlich geöffnet. Was dann zu sehen ist?
Ein Kunstwerk, schön erleuchtet – sei es von Otmar Alt oder Quint Buchholz, sei es von Marc Chagall oder von jugendlichen Künstlern aus der dortigen Region, oder aber von Tomi Ungerer, einem der bedeutendsten Zeichner unserer Zeit. 24 Motive verzaubern die klassizistische Fassade des Rathauses. Musik, Spiel und die warm hinterleuchteten Fenster machen aus dem Rathaus eine „Schatzkiste der Fantasie“.
Ach so: Dieser größte Adventskalender der Welt ist im badischen Gengenbach, im Schwarzwald, zu sehen. Klar, es gibt immer Leute, die meinen, mit „Advent hätte das Ganze nicht viel zu tun“, zu viel an Event, zu viel an Geschäft, zu viel an pulsierendem Leben…
Und doch! Wenn ich mich darauf einlasse, wenn ich bereit bin, mich selbst in den Bann ziehen zu lassen, dann spüre ich von ganz allein: Dies hat mit Advent zu tun, da wird zelebriert, worum es eben auch geht – Spannung erzeugen, Erwartungen füllen, innere Stimmen wachrufen, begeistern… Deshalb kann ich mich freuen, dass jetzt bereits – ganz überraschend natürlich – Advent ist! Ich freue mich auf Menschen, die etwas erwarten, auf Kinder und auf Erwachsene, die zugeben: „Ich weiß noch nicht alles, ich bin gespannt auf die Zeit, die vor mir liegt“, auch in diesem Advent 2014!
Zündfunke, 30.11.14
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