Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
In der Leidensgeschichte Jesu, an die wir Christen uns in dieser Karwoche erinnern, verehrte Schwestern und Brüder, da spielt auch der Teufel eine wichtige Rolle. Dieser hat, so steht es zumindest in der Bibel, dem Judas ins Herz gegeben, Jesus zu verraten. Der Teufel hat Judas, einen Freund und Nachfolger Jesu dazu gebracht, den Hohenpriestern zu sagen, wo und wann man Jesus ohne viel Aufsehen verhaften kann. Nun haben wir modernen Menschen mit dem Teufel so unsere Schwierigkeiten. Viele halten die Vorstellung, es gebe einen Teufel, also einen Gegenspieler Gottes, für ziemlich märchenhaft und absurd. Märchenhaft und absurd ist die Rede vom Teufel in der Tat, wenn man sich ihn als pferdefüßigen, gehörnten Mann vorstellt, der mit seinem Dreizack die Menschen in der Hölle piesackt. Leider haben die mittelalterlichen Maler uns genau dieses Bild so eindringlich eingeprägt, dass wir es kaum aus dem Kopf bekommen.
Dabei lese ich in der Bibel vom Teufel aber etwas ganz anderes: Er ist der, der zerstören will, was Gott gut gemacht hat. Er kann selbst nichts schaffen und aufbauen, sondern ist „nur“ ein Kaputtmacher. Er will uns Menschen dazu bringen, unser Leben und das Leben unserer Mitmenschen kaputt zu machen. Dabei geht er sehr geschickt vor. Er tut so, als ob er es gut mit uns meint und nur unser Bestes will und bringt uns so dazu, Dinge zu tun, die uns schaden und die wir eigentlich gar nicht wollen. Er ist ein Lügner und Verführer, der all seine Kunst dazu einsetzt, uns vom Guten und damit von Gott wegzubringen.
Und ich muss zugeben: das kenne ich auch von mir selbst. Dass es da eine Macht gibt, eine innere Stimme, einen Willen, der mich dazu bringen will und dem es auch immer wieder gelingt, dass ich Dinge tue oder sagen, die gegen meine Überzeugungen sind. Meiner Meinung nach macht es durchaus Sinn, diesem fremden Willen einen Namen zu geben und ihn Teufel zu nennen. Denn dadurch mache ich mir bewusst: Es gibt eine Macht des Bösen, gegen die ich aktiv ankämpfen muss, damit sie nicht die Oberhand in unserer Welt und in meinem Leben bekommt. Durch die Rede vom Teufel wird auch deutlich, wie das Böse vorgeht, nämlich wie eine Person, die mich überreden und verführen will. Und schließlich: Indem ich dem Bösen einen Namen gebe, kann ich besser mit ihm umgehen und mich ihm widersetzen. Ich muss ja nicht gleich wie Martin Luther ein Tintenfass nach ihm werfen. Ich kann mir den Teufel aber beispielsweise als Hausierer vorstellen, der mir seine Waren andrehen will. Dann lautet die richtige Antwort, wenn er wieder einmal an meiner Tür klingelt: „Ich kaufe nichts!“
Zündfunke, 31.03.15
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