Konflikte in der Familie: Streit ums Erbe, Zoff unter Geschwistern – das gibt es, seit es Familien gibt. Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir die Geschichte zweier Brüder – Esau und Jakob, die zwar Zwillinge waren, aber unterschiedlicher nicht sein konnten, und das nicht nur vom Aussehen her. Schon die Geburt war außergewöhnlich. Denn, der Zweitgeborene hielt die Ferse seines Bruders Esau während der Geburt fest, weshalb er auch den Namen Jakob erhielt, was Fersenhalter bedeutet. Esau als Erstgeborener hatte das Recht, nach dem Tod des Vaters die Führung der Familie zu übernehmen. Jakob als Zweitem blieb da nicht viel übrig. Deshalb war schon die Kindheit der beiden von ihren späteren Aufgaben geprägt. Esau wurde ein tüchtiger Jäger, Jakob hingegen hielt sich meist bei den Frauen in den Zelten auf. Und auch die Zuneigung der Eltern verteilte sich auf die beiden, während der Vater Esau bevorzugte, schenkte die Mutter Jakob alle ihre Liebe und Zuneigung.
Jakob war nicht glücklich in seiner Rolle des ewig Zweiten. Er ärgerte sich über die 5 Minuten Verspätung zu Beginn seines Erdenlebens, die sein Leben so stark beeinflussten. Er hatte aber schlechte Ratgeber an seiner Seite; nämlich Ärger, Zorn und Neid, und deshalb versuchte er seinen Bruder Esau auszutricksen, was ihm auch gelang – allerdings den Konflikt zwischen den beiden Brüdern nicht auslöschte, sondern verschärfte. Esau, der Hintergangene, musste fliehen und schwor Rache. Somit begann sich das Karussell von Gewalt und Gegengewalt zu drehen.
Beispiele in heutiger Zeit, auch bei uns in unseren Beziehungen, zeigen sich immer wieder. Wir Menschen finden immer wieder Gründe, warum wir zurückschlagen. Mit Entschuldigungen und Rechtfertigungen sind wir schnell bei der Hand. Und meist hat ja eh der andere angefangen. Doch das ist für mich nicht die entscheidende Frage. Wichtig ist für mich einzig und allein, wer mit dem ewigen Schlagabtausch aufhört. Denn nur der zeigt Größe, Mut und Weitblick, der erkennt, dass das ewige Suchen nach den Fehlern und Vergehen der anderen nichts bringt, nur das eine, sich ständig selbst aufzuregen. Und dass das ständige Suchen nach dem Haar in der Suppe, die der Andere mir hinstellt, mir den Appetit gründlich verderben kann, anstatt die Suppe einfach nur zu genießen.
Zündfunke, 09.02.15
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